Dienstag, 3. Oktober 2006

Verkehr und Drogen und wilde Musik!

Es begab sich also, dass mich die Zeit, das Vormerkbuch, die Lust oder die Laune wieder in ein öffentliches Verkehrsmittel spülte: In die Bahn.
In Österreich sagt man dazu Zug, aber offiziell nennen die sich Österreichische Bundesbahnen, kurz ÖBB.
Nun habe ich wo gelesen, es sei sowas von "uncool" - zu deutsch - nicht dufte - , sich über triviale und nebensächliche Dinge zu beklagen, wie beispielsweise öffentliche Verkehrssysteme, die aktuelle Regierung oder Steuern. Beklagen ist generell mau. Zu berichten sei gefälligst über die wirklich wichtigen Dinge: Sex and Drugs and Rock and Roll. Gut. Mach ich das.

3.) Rock-’n’-Roll : Es gibt keine Entfernungen. Schreibt Wolfgang Hermann in seinem Buch "Herr Faustini verreist". Unbedingt lesen! Am Besten während einer Bahnfahrt. Jeder Punkt ist von jedem aufgrund der Erdendrehung demnach gleich weit entfernt. Das ist interessant.
Ich fuhr also erster Klasse eine gleich-wie-weite Strecke an den von überall gleich weit entfernten Punkt, nennen wir ihn Reiseziel. Worauf Herr Hermann und andere naturgemäß und zu Recht erwidern würden: Aber der Weg ist doch das Ziel, Frau NBK, usw.
Ich fuhr neun Stunden lang. Erster Klasse, genau. Will man in den Genuss von Rock-’n’-Roll kommen, empfielt es sich unbedingt erster Klasse zu fahren. Nur dort befinden sich a) jene von Mutti und Vati leger betuchten Studenten mit weissem Knopf im längst lädierten und entsprechend stark beschallten Ohr. Und b) uniformierte ÖBB-Bedienstete - nach Dienstschluss, aber vor ihrem Laptop. Diese Gegenstände haben eine Tonqualität, das ist der Hammer! Sogar bei voller Lautstärke scheppert da nichts. Zucker, diese Äpfel! Zwar nimmt mein Trommelfell reissaus zu Onkel Tinitus, aber das war schließlich nicht das Thema.
Das Thema war Rock-’n’-Roll!

2.) Drugs: Permafrost, im Aggregatzustand „Zugluft“, olfaktorisch abwechslungsreich aus Schlitzen unter herkömmlich nicht zu öffnenden Fenstern, skalpellgleich, zügig einem ins Gesicht und folglich über die eher exponiert liegenden Nasenschleimhäute geblasen, das kann einem die Sinne enorm vernebeln. Genaugenommen muss ich ziemlich zugedröhnt gewesen sein.
Denn wie sonst konnten mir die im aufliegenden Prospekt, genannt „Zugebegleiter“, gepriesenen Bemühungen des zuvorkommenden zugbegleitenden Personals so konsequent entgangen sein.
An meiner Gesinnung lag’s diesmal nicht. Schwöre!
Zugegeben: „Gutes Personal ist schwer zu bekommen heutzutage!“, gehört nicht zu meinem Standardrepertoire, das bedeutet aber keineswegs, dass nicht was Wahres dran ist, an dem Satz. Da stand doch tatsächlich was von „Magazin- und Zeitungs- sowie Getränke-, ferner Speisenservice durch unser stets um Sie bemühtes Zugpersonal“ zu lesen in dem „Zugebegleiter“. Pfoa!, dachte ich mir, bist Du g’scheit, da bin ich aber gespannt. Und eines muss man denen lassen: Die ÖBB verstehen es, die Spannung bis zur Einfahrt in den Zielbahnhof aufrecht zu erhalten.
Aber wie gesagt: gut möglich, dass ich breit war.

1.) Sex: Jetzt kommts! Geständnisse sind immer ein bißchen peinlich, wie Sie wissen. Das allerallersexieste überhaupt ist mir ja mein Handy. Deswegen schleife ich es auch überall mit hin, wie Paris Hilton ihre Ratte namens Pinscher namens Tinkerbell. Es ist mir beständig nah, beständiger als das ein einzelnes menschliches Wesen je sein könnte, es ist stets an und nie aus, ganz im Gegensatz zu vielen Menschen und: Es hängt sehr an mir. Böse Zungen würden behaupten, umgekehrt wird ein Schuh draus. Aber, verdammt, reden wir hier von Schuhen?
Wir reden von Sex! Gänzlich hingerissen von dem Ding bin ich seit besagter Zugfahrt hin und retour. Da geschah folgendes: Auf beiden Strecken, hin und einige Tage später wieder retour, erlag das Triebfahrzeug am öden Land, ausserorts, mithin im Nirgendwo österreichischer Alpentalschaften, einem technischen Gebrechen. Genaugenommen ging ihm komplett der Saft aus. Rien ne va plus. Weder eine Funzel Licht brannte, noch knackte der Lautsprecher.
Eine Stunde lang totale Sonnenfinsternis. Ausser dem Gedröhne diverser
I-Pods in den Ohren diverser Studenten, herrschte absoluter Stillstand und auch ebensolche Stille! Hin und Retour!
Auf beiden Wegen ereignete sich dieser Zusammenbruch just zum selben Zeitpunkt, nämlich jeweils wenige Sekunden nachdem ich mein Handy an das Ladegerät und dieses in die 230V-Steckdose an meinem erstklassigen schwarzlederbezogenen Büro-Hengst-Stuhl gestöpselt hatte. Es lag auf der Hand. Diese Ereignisse und ihre Gleichzeitigkeit, da konnte nichts anderes als ein Zusammenhang bestehen. Es war mir unendlich peinlich. Vorerst. Nach nochmaligem Überdenken ging mir aber auf, welch sagenhafte Potenz da in meiner Hand strotzte! Der Generator, der es mit meinem Handy aufnehmen könnte, musste erst gebaut werden!

Weshalb der Schaffner das ihm von mir zum Zwecke der Wiederinbetriebnahme der Lok angebotene Handy derartig brüsk abgelehnte, kann ich Ihnen nicht sagen. An der aus dieser Ignoranz resultierenden Verspätung bin ich jedenfalls unschuldig.

Zug

http://de.wikipedia.org/wiki/Sex_and_Drugs_and_Rock_and_Roll

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das glaub ich jetzt nicht;)
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walhalladada - 12. Feb, 19:05
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Wenn Sie wieder da sind, abonniere ich Sie wieder,...
walhalladada - 20. Jan, 17:40
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Tanzlehrer - 31. Aug, 22:35

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Zuletzt aktualisiert: 12. Feb, 19:05

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