An einen Haushalt

Freitag, 5. Dezember 2008

Vermisst: Krampus & Percht

Früher hätt's das nicht gegeben, dass man am 5. Dezember unerschrocken auf die Straße gehen kann und heil rüber kommt.

Sogar unser aller geliebter Bowie-Look-Alike-Ober-Mod mit der Quadrophenia-Vespa, der den Rest des Jahres über viel zu cool zum Reden war, und für diese Angewohnheit immerhin riskierte von der Schule zu fliegen, zeigte sich am 5. Dezember großzügig und bewies, dass er nicht nur cool sondern urcool war, indem er Mädchen rettete und - ein oder zweimal sogar mich (mich!) - auf dem Sozius seines Fahrstuhls durch den Straßenmatsch sicher, einigermaßen trocken und vor allem unverprügelt nach Hause chauffierte. Gewisse Hintergedanken jenseits des puren Edelmutes will ich nicht ausschließen, im Gegenteil. Gefälligst hatte er Hintergedanken zu haben und ich auch und die anderen erst recht. Darum ging es schließlich. Vor allem darum. Die Welt mit 17 ist kompliziert.

Hmstmit? pflegte er nur schrägseitlichvorbei an seinem blonden Haarschopf, der ihm bis zum Kinn hing, zu nuscheln. Hmstmit? Sicher hmchmit! Immerhin wollte ich mich in aller Öffentlichkeit an David-Mac-Cools unionbejackten Rücken schmiegen und dergestalt eine Ehrenrunde über den Schulhof drehen, mit einem Ausdruck blasiertester Selbstverständlichkeit im Gesicht, während die Freundinnen glupschäugen sollten, wie basedowsche Rolemodels.

Außerdem hatte ich wirklichen echten ehrlichen aufrichtigen Schiss vor den Krampussen, die hinter jeder Ecke lauern und einem höchst unkorrekt mit weiderutenen Spanking-Werkzeugen ein paar Ordentliche über Hintern und Waden ziehen würden, wenn man nicht aufpasste. Ja, so etwas gab es: durch die Straßen ziehende Rowdies in erkennungsdienstlich nicht verwertbaren Ganzkörpervermummungen mit Stierhörnern obendrauf, die unter dem Deckmantel - oder dem Ziegenfell - der Tradition Mädels verdreschen durften!
Das hatte was.

Da - die Krampusse und Schiachperchten überall.
Und dort - der Ritter in schimmerndem Parka, der mich auf seinem Roller vor den wilden Teufeln rettete.

Später am Abend, nachdem es stockfinster geworden war, würden sich all die Perchten und Krampusse an den zentralen Plätzen treffen und dort eine richtige Hatz unter den herbeigeströmten Zuschauern veranstalten. Natürlich würden vor allem die jungen Mädchen dran glauben müssen, die ihrerseits nicht ohne Grund am Ort des Spektakels wären, mit langen von den Großmüttern geliehenen Lodenmänteln gewappnet, damit die Ruten nicht gar so brennen und sie trotzdem Mut gegenüber den Teufeln beweisen könnten.

Aber da würde ich schon längst von meinem Helden auf Rädern träumen.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Gutenachtgeschichte

Ein Bauernjunge ging nach Texas und kaufte dort einem Farmer
für 100 Dollar einen Esel ab.
Sie vereinbarten, dass der Junge den Esel am nächsten Tag abholen könne.

Am nächsten Tag kam der Farmer und sagte: "Sorry, mein Junge, ich habe schlechte Nachrichten.
Der Esel ist letzte Nacht gestorben."
Worauf der Junge erwiderte: "Okay, dann gib mir eben die 100 Dollar zurück."
Antwortete der Farmer: "Geht nicht, ich habe sie bereits ausgegeben."
Junge: "Okay. - Dann gib’ mir halt den toten Esel."
Der Farmer fragte, wofür er den toten Esel denn brauche.
Der Junge antwortete: "Ich werde ihn verlosen."
Der Farmer daraufhin: "Du kannst doch keinen toten Esel verlosen."
Der Junge: "Natürlich kann ich das. Ich werde doch niemandem erzählen,
dass der Esel tot ist. - Vertrau mir!"

Einen Monat später treffen sich die beiden wieder und der Farmer
fragt den Jungen, wie es denn so gelaufen sei.
Der Junge grinsend: "Sehr gut - ich habe den Esel verlost. Ich habe 500 Lose zu je
2 Dollar verkauft und somit einen Profit von 998 Dollar gemacht."
“Und hat sich denn keiner beschwert?” fragt der verdutzte Farmer.
Antwortet der Bauernjunge: "Doch, der Gewinner des Esels beschwerte sich tatsächlich. Da habe ich ihm halt seine 2 Dollar zurückgegeben ..."

Der Junge arbeitet heute bei Goldman/Sachs ...

Mittwoch, 4. Juni 2008

Subjektive Farbenlehre

Die meisten Reiseberichte mag ich nicht. Bevor ich mir durchlese wie jemand - das Licht das sich in Ginko-Zweigen bricht - zu beschreiben versucht, gehe, fahre oder fliege ich lieber selbst dort hin und schaue mir das an. Wenn ich kann. Und sofern mich das Licht, das sich in Ginko-Zweigen bricht, interessiert.

Die chinesische Kultur ist (im Gegensatz zur westlichen blauen) übrigens gelb. Habe ich gelesen und kann ich bestätigen, zumindest was die Hauptstadt betrifft. Nirgendwo so viele gelbe Schutzhelme, wie um die Baustellen Beijings. Und so viele Baustellen pro Quadratmeter. Und so viele Menschen pro Baustelle. Die dort auch schlafen, neben ihren zu kleinen Mauern aufgetürmten Pflastersteinen, im besten Fall in Zelten, meistens unter Planen.

Nirgendwo ein so gelber Himmel, denn die Wüste ist nah und hustet den circa 16 Millionen Einwohnern der Hauptstadt was. In Schmutzig-Gelb. Ockergelb die Dachziegel des Kaiserpalastes und die ungeteerten Straßen der Vorstadt, Huang, die Farbe der ehemaligen Herrscherdynastien.

Die westliche Kultur, wie schon erwähnt, ist blau. Wahrscheinlich wegen der Uniform aus Denim, die die Wessies tragen, genauso wie die Chinesen auch. Cyan- oder Elektroboogieblau, als wollte man dort Weite suggerieren, wo nichts dahinter steckt als von Abrissbirnen erzeugter Kuddelmuddel, sind ausserdem die Blechwände, die als Sichtschutz um die zahllosen Baustellen Beijings gestellt werden. (Wenn dieser Sichtschutz nicht gerade gellend Grün und eine unfassbare Fototapete ist.)

Die Chilischoten, unter denen der knusprig gebratene Fisch wie umhüllt von einem aufreizendem Mantel liegt und duftet, sind feuerrot, ziegelrot, oder rostrot. Rot natürlich auch die Glücksbringer, Kunst oder Krempel, Räucherwerk, Lampions, die Nationalflagge der Volksrepublik. Und die Braut trägt Scharlachrot. Das bedeutet Glück und Reichtum. Für Glück und Reichtum genieren sich die Chinesen nicht so wie wir.
Ich glaube aber nicht, dass man sich in Beijing für nichts geniert. Man errötet genauso, aber wegen anderer Dinge. Zum Beispiel dafür, dass man als Taxifahrer den Weg nicht kennt. Deswegen kennt man als Taxifahrer den Weg immer.

Fast Schwarz ist die Nacht in den Suburbs und weiter draussen. Die verschwenderischen Mengen an Kabel, die in kunstvoll verschnörkelten oder akkurat gerollten Arrangements um die dunklen Straßenbeleuchtungskörper geschlungen sind, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier alles fließt, bloß kein elektrischer Strom. Noch nicht. Denn die Stadt gebärdet sich wie eine wildgewordene Wanderdüne. Was gerade noch gefehlt hat ist urplötzlich da. Bis zum Morgen türmt sich, was keiner erwartet hat.

Auch Bäume. Wie Pilze schießen sie aus dem Boden, oder werden flugs gepflanzt, über Nacht, in Windeseile und in ausgewachsener Größe. Um jeden noch nicht vollständig dem Erdboden gleichgemachten Hutong, um jede betriebsame Taxi-Wasch-und-Reparier-Anlage, entlang aller Ein- und Ausfallstraßen der Stadt, unter, nebst und beim Expresshighway: In Reih und Glied stehen die frisch gesetzten Bäume da gleich Garnisonen winkender Soldaten. Arg gebeutelt. (Der Wüstenwind, Sie wissen schon.) Meist sind diese Bäume graugrün, grüngrau, schwarz oder verwischt.

Notiz an mich selbst: Apropos Grün, pass auf, wo Du hintrittst.

Eins noch: Weiss hat in China mit Unschuld und Reinheit nichts zu tun.
Trotzdem gehen viele Chinesinnen nur mit Sonnenschirmen oder Hüten ins Freie um blass zu bleiben wie Schneewittchen. Sonnengebräunt zu sein bedeutet bäuerlich zu sein, bedeutet mit seinen Händen arbeiten zu müssen, bedeutet arm zu sein. Wäre nicht irgendwann Coco Chanel gekommen um den Europäern das Sonnenbaden beizubringen, wäre es im Westen wohl noch genau so und das Melanom hätte keine Chance.

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Freitag, 8. Dezember 2006

Geschenkt!

( Geldsicht. Teil II )

Auf arte stellte sich gestern die mir bis dahin unbekannte Schenker Vereinigung vor, die tatsächlich oder vermeintlich das Unerhörte wahr gemacht hat: Sie hat das Geld abgeschafft.

Die Schenker leben nach urchristlichem Prinzip ohne Geld und ohne Macht, desgleichen ohne Regelarbeitsplatz, weil sie nach eigener Aussage auch ihre Arbeit verschenken. Sie leben von dem was sie selber erzeugen können, an Weggelegtem finden, am Hinterhof von Supermärkten oder in Altkleidercontainern, was sie geschenkt bekommen und sich gegenseitig schenken können, und auch in der Hoffnung, dass sich über die Zeit mehr Menschen ihrer Community anschließen mögen.

Frage: Geht das denn?
Was, wenn ein Gutteil der Menschen tatsächlich auf die Idee kommen sollte zu sagen: ich will auch in der Lehmhöhle von Geschenken leben.
Wer soll all den Schenkern dann was schenken?
Zugegeben, sehr hypothetische Fragen.
Andere Frage: Leben die Schenker eventuell von dem System das sie ablehnen? Und wenn dem so ist, ja dürfen die das?

http://www.arte.tv/de/kunst-musik/tracks/1412834.html
http://www.die-schenker.de/
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Dienstag, 28. November 2006

Gefühlssache.

(Eine persönliche Geldsicht)

Flocken, Schotter, Kies und Moos, Knete, Zaster. Mäuse, Kröten und Eulen. Piepen, Moneten, Asche, Kohle. Mammon meinetwegen. All diese Synonyme sollen wohl zum Ausdruck bringen, dass man ein entspanntes angstfreies Verhältnis dazu hat. Zum Geld.

Oder stellt es sich ganz anders dar? So zum Beispiel, wie man zum Schwarzafrikaner von Nebenan laut oder eher klammheimlich Dachpappe sagt, weil man sich in Wahrheit ins Hemd macht, weil man nichts weiter als ein armseliger xenophober Komplexler ist?
Oder doch so, wie Frauen zur List greifen sich und ihre Genossinnen selbst als dirty bitch, Zicke oder Schlampe zu bezeichnen?

Wie auch immer, ich bleibe beim respektvollen „Geld“.
Geld macht mich nervös. Geld, das ist so ein Ding, mit dem umzugehen mir die nötige Lässigkeit fehlt. Wenn das nicht vollkommen meschugge wäre würde ich es abschaffen. Ehrlich. Weil es mich terrorisiert und mir den letzten Nerv raubt. Weil Geld haben Geld kostet und kein Geld haben erst recht. Natürlich Geld. Die gesegnete Geldwirtschaft. Sie hat uns eine Zeit des unvergleichlichen Massenwohlstands beschert und bringt fleißig weiter. Gerade sind die Chinesen dran und wir sind alle gelb vor Neid. Geld ist seinem Prinzip nach und im Vergleich zu Grauslichkeiten wie Feudalherrschaft mit Naturalienhandel die schiere Demokratie. Dem Geld ist es egal von wem es in Umlauf gebracht, gewechselt, ausgegeben oder gewaschen wird. Geld ist abstrakt und real zugleich. Geld schaut nicht auf Stand und Titel. Geld stinkt nicht. (Obwohl: die Geldscheine in Tanger hatten schon einen sehr eigenen, beileibe nicht neutralen Geruch. Das Odeur lag irgendwo zwischen Gewürzkränzchen und Sogenauwillichdasgarnichtwissen.)
Sicher, würde man das Prinzip Geld abschaffen wären wir schneller wieder im Mittelalter als man das Wort Leibeigener auszusprechen vermag.
Trotzdem. Ich bin dahinter gekommen dass Geld Gefühlssache ist. Nichts sauber mathematisch-logisches, wie einem die Banken oder Aktienverticker gerne vorrechnen möchten. Und bei Dingen wie Miete, Kredit- und Leasingraten, Triple-A-Bewertungen usw. habe ich es nicht so mit dem Gefühl. Da macht mir Gefühl eher Angst. Angst ist ja wieder so ein Gefühl. Soviel Herumgefühle beim Thema Geld.
Geld. Ist. Gefühlssache. Es fühlt sich zum Beispiel sicher wenig idyllisch an vom Erzeuger mitsamt Mutter und sieben Geschwistern, alle unterhalb oder jenseits des Vernunftalters, sitzen gelassen zu werden, und jetzt kommt die Hauptsache, mit ohne einem Groschen Geld. Oder, wenn möglich, mit noch weniger: im Minus. Wir wissen was das bedeutet: im Minus. Alter Hut, kalter Kaffee, kein Einzelschicksal, klar. Weniger als kein Geld haben fühlt sich verdammt scheußlich an, ich meine, weniger als kein Geld haben, dort wo es unerlässlich ist, Geld zu haben, da man zufällig in einer geldatmenden Sphäre lebt, also auf der Erde. (Außerhalb dieser ist es wahrscheinlich mehr wurscht, das Geld.) Natürlich Dispo. Die gesegnete Kreditwirtschaft. Nicht überall auf der Welt hat man überhaupt die Möglichkeit - und die Cance - so etwas wie weniger als kein Geld zu haben. Geborgt bekommt nur wer bieten kann.
Nun kommt aber das Paradoxe: Genug oder sogar mehr als genug haben fühlt sich genauso scheußlich an wie zu wenig haben! Neid ist schon ein ausreichend fieses Gefühl. Geradezu demütigend aber ist die Sorge bestohlen zu werden. Die Unbill übervorteilt, über den Tisch gezogen, auf den Arm oder ausgenommen, geneppt, gerupft, geplündert und betrogen zu werden, verraten und für dumm verkauft. Die Kümmernis dass einem von dem Vielen ein Weniges oder gar ein Großteil wieder abgenommen werden könnte. Die Furcht, es könnte einem jemand die Klunker klauen, die Moneten mopsen oder gar eine Delle in die Gelände-Yacht fahren. Erbärmlich. Dann doch lieber ein Habenichts. Oder? Oder nicht?


P.S.: Und welche Ausdrücke für Geld kennen Sie?
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Montag, 17. Juli 2006

Absage an die perfekte Welt:

Lernen wir endlich zu akzeptieren, was der Preis unseres Wohlstandssystemes ist, mit all seinen Sozialleistungen, deren Nutznießer die breite fette Masse ist, die wir sind.
Und: Kapieren wir endlich, dass es Ränder in solch einer Gesellschaft immer geben wird, solange wir nicht in der perfekten Welt leben.
Je mehr wir diese Ränder zu eliminieren glauben, um so näher rücken wir selbst an diesen Rand.

Erst sind es "nur" die undisziplinierten Fetten, die Faulen, das arbeitsscheue Gesindel, die Säufer, die Drogensüchtigen, die Ausländer, die Raucher, die wir am Liebsten ausgeschlossen sehen würden, wenn sie sich nicht umerziehen lassen. Bald schon sind es die kostenintensiven Alten, die ungesunden Fleischfresser oder auch die leistungsschwachen Vegetarier, die Depressiven, die sich nicht zusammenreissen können, leider aber auch zu feige sind, sich den Rest zu geben, stattdessen frech uns auf der Tasche hocken, die Verantwortungslosen mit Zahnfäule, jene, die einen Herzinfarkt erlitten, weil sie zu viel gearbeitet haben (selber Schuld, die Trotteln), die Ausgebrannten, die luftverpestenden Autofahrer, die lädierten Sportler, jeder der sich irgendwann in irgendeiner Form verantwortungslos verhalten hat, zu guter Letzt die X- und die O-Beinigen...
Wo fängt das an, wo hört das auf?

Noch ungerechter als dieses soziale System, das immer einigen "Hinterfotzigen" dazu dienen wird, geschickt ausgenützt zu werden, ist immer noch kein Sozialsystem, oder ein System, das jeden, der nicht einer Norm (wer auch immer diese nun wieder festzulegen wagt, Prokrustes vielleicht?) entspricht, ausgrenzen will. Der Gesetzgeber sorgt ohnedies bereits zur Genüge für Rahmenbedingungen, die den Zugang zu- und den Ausschluss aus diesem unserem Sozialsystem (und zwar ziemlich rigoros)- (und mit zum Teil hirnrissigen Bestimmungen) regeln.

Diejenigen, die es sich trotz alledem immer noch zur Aufgabe und zum Privatvergnügen machen, wie die Richter die Spreu vom Weizen zu trennen, also das müssen Leute sein, mannomann, die müssen mindestens perfekt sein...

-//-

Freitag, 14. Juli 2006

Big Thing

Gestern wurde mir das größte Lebewesen der Erde vorgestellt. Virtuell. Andernfalls hätte ich mich vor Schiss verkrümelt. Was für ein Brummer. Neunmal so schwer, wie zum Beispiel der gemeine Blauwal. Und uralt. Für sein Alter ist er unglaublich vital. Was heisst, für sein Alter? Er ist vital wie eh und je. Darf ich also bekannt machen: Der Hallimasch!

Das ist ja ein Schwammerl, werden die österreichischen Pilzkenner unter Ihnen jetzt sagen und glauben, ich wolle wen an der vorwitzigen Nase herumführen. Nein. Ich meine, ja. Nein, ich flunkere nicht. Ja, es ist ein Pilz und er lebt, die Wissenschafter schätzen, seit mindestens zweitausend Jahren, das muss man sich vorstellen, gemütlich ausgebreitet auf einer Fläche von über einem Quadratkilometer.
Ein Großgrundbesitzer. Genauer gesagt, ein Untergrundbesitzer, denn er lebt unterirdisch.

Das ist super, werden Sie sagen. Stimmt. Und im Land der Superlative ist der Riese auch daheim. In den USA, in einem National Forest.

Hin und wieder, wenn ihm danach ist, streckt er ein kleines, unscheinbares und geradezu harmlos aussehendes Fruchtkörperchen an die Luft um ein bißchen zu gucken. Ob man sich weiter verbreiten könnte und gerade ein paar lebensmüde Bäume in der Gegend herumstehen, wie das Wetter so ist und ob die Zeiten besser sind, als damals in seiner Jugend. Dieser Fruchtkörper ist das, was wir als Hallimasch kennen und aufessen. Aber dieser Fruchtkörper ist in Wahrheit das lebendige Gegenstück zur berühmten Spitze des Eisberges.
Die Hauptsache bleibt hübsch im Boden und legt bisweilen tückisch ein paar Baumriesen um. Würde alles, was sich im Boden befindet als ein einziger Fruchtkörper (also Schwammerl) aus dem Erdboden wachsen, wäre dieses bald so groß wie ein Hochhaus.

Wie man bei Wikipedia nachlesen kann, ist der Name Hallimasch übrigens deutsch und wird abwechselnd gedeutet als abkünftig von "Heil im Arsch" oder "Höll im Arsch". Genaues weiss man nicht.
Lustig ist es trotzdem.

Nächstes Mal erzähle ich Ihnen was von Schleimpilzen.

-//-

Sonntag, 9. Juli 2006

Wer hat die Frauen auf die Idee gebracht, sich die Hälfte des Augenbrauenhaares auszurupfen?

Das ist ein Zitat. Und eine Frage, der ich mich anschließe. Ehrlich, da geben wir (die Frauen) die Hälfte unseres prekären Halbtagsjoblohnes für teure Kosmetika aus, die die tiefen und tieferen Mimikfalten in den Gesichtern wegbügeln sollen, was die teuren Kosmetika natürlich nicht zu leisten im Stande sind, und dann zupfen wir (die Frauen) uns zwei fasthorizontale strichdünne harte schwarze oder sonstwiefarbene Linien quer ins Gesicht. Manchmal, was noch schauderbarer ist, sind es auch Bögen, wie dürre Torbögen, wie zwei halbe Os, also ein halbiertes. Die liegen dann da, auf dem offenen Bauch, über unseren Augen und schauen dumm. Denn wie anders sollen zwei halbe Os denn auch schauen. Oh!

Nein, ich komme nicht direkt von der "Breschnews Brauen Fraktion", auch nicht von der "Meine-Schuhbürste-gehört-mir-Initiative".
Aber auch: Nein, ich rupfe mir nicht die Hälfte oder zwei Drittel oder gar das gesamte des Brauenhaars aus. Ich zupfe weg, was mir andernfalls das Aussehen einer übernächtigen Schleiereule verleihen könnte. Nicht mehr, nicht weniger. Das "wir" benutze ich hier aus diplomatischen Gründen, was wieder einmal typisch ist. Typisch was? Typisch Frau, genau!

Aber zurück zu meinem Anliegen: den Anschein von Naturwuchs weckende Brauen sind schlichtweg ästhetischer als schwarze, rotbraune, orange, wie die Karrikatur von Sorgenfalten daherkommende Querstriche. Oder auch Bögen. Um den Anschein von Naturwuchs zu wecken, sind wegen meiner auch gerne alle Tricks erlaubt.

Aber welche Tricks sind es Wert, den Anschein clownesker Fehlgeleitetheit zu erwecken? Auch ungekonnt mit Pinsel, Kohlkajal oder Fettstift nachgemalte Brauen jedweder Strichstärke eignen sich vielmehr dazu uns (die Frauen) lächerlich zu machen als schön, also bitte, tun wir das nicht!

Obwohl ich mich noch nie in die mysteriösen Hallen eines Kosmetiksalons begeben habe und auch nie werde, würde ich trotzdem gerne wissen: reden uns die Kosmetikerinnen das ein? Es wäre einleuchtend, denn für das Verstümmeln von Brauen kann man sicher einiges berechnen, die teuren Kosmetika kaufen wir
so oder so.

Frauen sind immer schon das in beliebige, wenn auch noch so skurrile Form bringbare Geschlecht gewesen. Ob Schulter- und Arschkissen, Wespentaille, Turmfrisur, Lotusblütenfuß oder Giraffenhals. (Und schlimmeres, wovon ich hier gar nicht sprechen will.) Keine Ahnung, warum das so ist. Wahrscheinlich hat es etwas mit Macht zu tun und damit, uns (die Frauen) mit unseren sperrigen An- und Aufbauten am hurtigen Davonrennen zu hindern. Es wird seinen Grund dafür gegeben haben. (Dass wir wegrennen wollten, meine ich.)

Doch heute? Diese gerupften Augenbrauen, die hindern uns doch nicht am Wegrennen, die SIND zum Wegrennen.
Wen wollen wir damit in die Flucht schlagen und wenn nicht, warum rupfen wir dann? Liegt dem womöglich gar der Zwang des vereinsamten Papageis zu Grunde? Nein, das geht nun aber zu weit.

Gar nicht so wenige lassen sich übrigens Querlinien oder Bögen anstatt der Brauen und an der Oberlippe sogar eintätowieren. Für immer und ewig. Oder jedenfalls für eine ganze Weile. Vom Aspekt des Wagemutes her gesehen, alle Achtung!
Apropos Oberlippe: demnächst muss ich jemanden, der es vielleicht wissen könnte, fragen, wer die Frauen auf die Idee gebracht hat, es schön zu finden, ein aufgepumptes Plastikschlauchboot statt Lippen im Gesicht zu tragen.

-//-

Freitag, 16. Juni 2006

Problembär Pu

Es war einmal ein Kind, das hatte eine Marotte, die ging so:
Das allerweichste und durch vieles Waschen mürbe gewordene älteste Baumwolltaschentuch mit verblichenem Bärchenaufdruck musste es sein, das es sich tagein tagaus gekonnt um den linken Daumen wickelte und vorgab daran zu nuckeln. Sie verstehen richtig: Vorgab.
Es nuckelte nicht wirklich, es tat nur so. Dafür gibt es keine Erklärung.
Diese eigentümliche Manier ließ man dem Kinde in unverpsychologisierter (heute würde man sagen sträflicher) Toleranz durchgehen, legte ihm geduldig Tag für Tag ein frisches altes ausgebleichtes Bärchentaschentuch hin und ignorierte anonsten dessen Tun, bis es schließlich selbst beschloß die Angewohnheit beizulegen, was im Alter von fünfeinhalb Jahren beinahe unbemerkt geschah.

Nun gibt es da erneut ein Kind mit ähnlich gelagerter Vorliebe.
Das Objekt seiner Begierde:
Pu der Plüschbär. Und das Kind nuckelt wirklich.
Seit seinem dritten Lebensjahr versucht man das Kind trickreich und überaus ambitioniert abzubringen von seiner Obsession. Allein, es will nicht gelingen. Mittlerweile ist das Kind acht und auch Pu sieht längst reichlich mitgenommen aus.
Davon abgesehen, dass dem Bären ein Bein abhanden gekommen ist,
fällt ihm aufgrund der Dauerbespeichelung das Fell strichweise aus. Besonders die Ohren sind blank, denn an den Ohren nuckelt sich's am besten. Fadenscheinig der Bauch, zernepft das moosinselartige Restfell, entstückt die Visage und nicht zuletzt: Pu riecht ziemlich übel.

Nun wollen wir Pu nicht allzu sehr bedauern, schlimmer steht es um das Kind, das dem Bären diese unsympathischen Eigenschaften zugefügt hat und nun selbst einiges auszustehen hat, dabei sind die spottenden Mitschüler noch nicht das mißlichste. Dessen Eltern, die zum zigsten Mal in die Schule gerufen wurden, um das Verhalten des Kindes zu erklären (Nein, es wurde gestillt. Ja, wir sind keine Patchworkfamilie. Nein, es nässt nachts nicht ein. Ja, wir würden es natürlich der Schulleitung mitteilen, gäbe es da eine Suchtprädisposition aufgrund des alkoholkranken Ururgroßschwagers tantlicherseits, usw..) können die befremdeten Seitenblicke auf ihren Spross nicht mehr lassen. Und überhaupt: Mami bekommt graue Haare. Papi will einen Vaterschaftstest. Bald wir das Kind doch einnässen. Wetten?

Bei meinem letzten Besuch (Das Thema Pu kommt dabei unumgänglich aufs Tapet:.. als betroffene....kannst da sicher..einen Tipp..) plädierte ich für die endgültige heimliche radikale nachtnebelige Abschiebung des Problembären in die Wildnis der nächsten Mülldeponie. Keine Ahnung was die von mir hatten hören wollen. Die verkniffenen Blicke deuteten freilich darauf hin, dass es das nicht war.
Seither haben die mich nicht mehr eingeladen.
Pu der Bär lebt immer noch dort.

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Dienstag, 13. Juni 2006

11 Meter Stoff

Vor Jahren gab es Studien unterbeschäftigter Ökonomen die besagten, dass man anhand der Rocklänge in der Damenmode auf die Wirtschaftslage schließen könne: Je kürzer der Rock um so rosiger (der Popo?) die konjunkturelle Lage. Und umgekehrt. Je trauriger die Wirtschaftsdaten desto tiefer hängen die Rocksäume. Das habe etwas mit dem Sicherheitsbedürfnis des Weibchens zu tun, kommentierten diverse verwegene Männchen, die uns gerade noch gefehlt hatten. Ich behaupte humorfrei, das hatte dazumal, als es diese hier noch gab, mit dem Sicherheitsbedürfnis der Textilindustrie zu tun. Aber egal. Jedenfalls leuchtet mir folgerichtig ein, weshalb der Bär vor der New Yorker Börse sich einer derart geduckten Körperhaltung befleissigt. Der Schnweinigel.
Zu meiner Fussballfrage:
Kann man die seit den 1970er-Jahren sukzessive länger und, wenn ich mich nicht irre, auch weiter sich auswachsenden Hosen der Spieler auf diese Theorie umlegen? Und wenn, was schließen wir daraus? Oder bitte, woran liegt es sonst?:
Die Beinkleider der Kicker sehen mittlerweile aus, wie die Hosenröcke jener tickenden Zeitbomben, genannt Klosterschülerinnen. Und den wallenden Hosenrockstoffbahnen folgen auf dem Fuße Overknees mit Stulpenstrickbündchen. Kaum ein Fitzelchen Haut! Warum tragen Männer Hosenröcke? Was bewegt sie dazu? Die Bewegungsfreiheit des luftig Baumelnden, während 11 Meter Stoff um die Beine schlackern? Unvorteilhafter wären nur noch Leggings, aber echt!
In den 70ern wurde ungeniert gezeigt, was man hat. Als Gegengewicht zur bisweilen wuchtigen Haarpracht trugen die Wuchtelakrobaten untenherum Hot-Pants! Gut, das war sogar mir zu viel, also zu wenig, also, Sie wissen schon. In den 80ern gab man sich bereits weit verklemmter, dafür wurden die Hosen weiter und bedeckten nunmehr schamhaft Hüfte und Ober-Oberschenkel. Die 90er allerdings, die ließen unheilvoll ahnen, was für eine Tracht auf uns zu kommen würde, heute.
Ach! Spielverderber!

evolution1


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das glaub ich jetzt nicht;)
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walhalladada - 12. Feb, 19:05
Wenn Sie wieder da sind,...
Wenn Sie wieder da sind, abonniere ich Sie wieder,...
walhalladada - 20. Jan, 17:40
Schweigen ist auch keine...
Schweigen ist auch keine Lösung! Maaah!
Tanzlehrer - 31. Aug, 22:35

B I L D E R W U T

F R E S S P A K E T



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Idylle mit ertrinkendem Hund


Jonathan Safran Foer
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