Kettenbriefe

Montag, 1. September 2008

verkehrsverbund wunderland

ich muss aufpassen.
wenn ich das erzähle, soll es nämlich so klingen, als wäre ich bei sinnen, obwohl ich mir darüber nicht sicher sein kann.

hier bei uns, das ist eine gegend, die ist wie der speckgürtel großer städte, nur dass die gegend kein gürtel ist und deshalb auch keine richtige mitte hat, obwohl sie sich selbst gerne als den nabel der welt sieht. die speckgegend wird von rund 300.000 menschen zersiedelt, den meisten von uns geht es gut, wir finden unser auskommen, setzen mit großer wahrscheinlichkeit im laufe unseres daseins eine wohnkiste auf ein handtuchgroßes grundstück, verbrauchen dafür unverhältnismäßig große mengen an ressourcen, fahren mit der geleasten kiste zur arbeit um das geld für die andere kiste zu verdienen die ebenfalls der bank gehört, und beneiden uns gegenseitig um die geringsten unterschiede in unseren eigenheimausstattungen. wenn es nicht genug unterschiede gibt, erfinden wir welche. wir bauen selbst, wir fahren selbst, wir schauen selber wo wir bleiben oder dass wir weiterkommen und beäugen uns dabei gegenseitig. so eine gegend ist kein gutes unterfutter für ein funktionierendes öffentliches verkehrssystem, daher ist es auch keinem aufgefallen, als sie den 14a eingestellt haben, auch mir ist es erst aufgefallen als der skoda in der werkstatt stand und ich daher gezwungen war den bus zu nehmen. nicht, dass ich mich nicht gerne durch diese schöne gegend hier schaukeln ließe, erst recht, bei einer derartig verwinkelten streckenführung, dass man für eine distanz von 3 kilometern luftlinie gut das vierfache an straßenkilometern zurücklegen muss, es gibt nämlich nichts spannenderes als aus erhöhter sitzposition in anderer leute speckgegend-gärten zu schauen. trotzdem bin - oder war - auch ich ein kind meiner zeit und hatte meistens zu wenig davon dafür, ausserdem ist busfahren hier bei uns so gut wie gleichbedeutend mit: unterprivilegierte unterlegene unterschicht, lauter böse
u-worte. deswegen versucht man es zu vermeiden oder man versucht zu vermeiden dabei ertappt zu werden.

mein bus kam nicht. es kamen nacheinander, ordentlich aufgefädelt wie an einer schnur, fahrplangemäß und besetzt mit den üblichen fünf fahrgästen (zwei auszubildende, zwei ausländer, eine alleinerziehende), der 11er, der 11e und der 18er. nicht aber der 14a.
als ich mit ungeduldigen fingern den an der haltestelle ausgehängten fahrplan abzusuchen begann, musste ich feststellen dass der 14a auch von diesem verschwunden schien; gelöscht, verschollen, als hätte es ihn nie gegeben.

an diesem tag ging ich die drei kilometer zu fuß in mein büro, immer am seeufer entlang. der ärger verlieh mir zusätzlichen schwung, daher benötigte ich nicht lang für strecke. sehr hübsch übrigens, all die gemästeten schwäne, enten und möwen, denen von älteren leuten die reste vom vorletzten frühstück zugeworfen werden, die unzähligen radfahrer mit ihren helmen, die aussehen wie insektenköpfe oder wie wesen die h. r. giger erfunden haben könnte, all die läufer und jogger und nordic-walkerinnen, alles sehr gepflegt, sehr bunt und sehr froh. ich kann nicht behaupten, dass die jogger und walker in irgendeiner weise verschwitzt gewirkt hätten, ich weiß, dass sie das anderswo tun, hier bei uns aber nicht.

kaum im büro eingetroffen, rief ich die so genannte service-hotline beim regionalen verkehrsverbund an. dort konnte oder wollte man mir aber nichts sagen zum verbleib des 14a. keine auskunft, keine information über geänderte fahrpläne oder haltestellen oder wegzeiten. aus heutiger sicht glaube ich, man wollte nicht. der freundliche herr vom regionalen verkehrsverbund verwies mich weiter an den verkehrsverbund regio unterland. die liebenswürdige dame vom verkehrsverbund regio unterland erklärte sich für nicht zuständig und ausserdem ahnungslos und verwies mich weiter an den zuvorkommenden herrn vom regionalen verkehrsverbund. nach der zweiten schleife fand ich das spiel bereits öde; der mensch fühlt sich generell zu schnell gelangweilt; nach der dritten schleife gab ich auf. ich werde also nie erfahren, wie lang die beiden so weitergemacht hätten. wieviele endlosschleifen hat das leben?
ich verlegte mich auf das schreiben von e-mails. doch auch das brachte mich nur soweit, dass ich a) eines tages keine antwort mehr erhielt, weder vom regionalen verkehrsverbund noch von der netten dame vom verkehrsverbund regio unterland, und b) stattdessen vermutlich einen eintrag auf der roten querulantenliste. egal. jedenfalls keine auskunft über den 14a. keine information über neue fahrpläne, verlegte haltestellen oder geänderte wegzeiten. schlimmer noch, sie versuchten sogar mir einzureden, es habe diese linie 14a, sie nannten sie ominös, nie gegeben, nicht wirklich jedenfalls, was ich eigentlich wolle, ich möge doch bitte einfach den bewährten 18er nehmen, wie das alle anderen auch tun, 1x umsteigen in den 11er und dann nocheinmal in den 19e, oder besser gleich zu fuß laufen, was ohnedies gesünder wäre, und das war das ende unserer brieffreundschaft.

diese ereignisse liegen nun zweieinhalb jahre zurück, davon zwei jahre, in denen ich mit keinem bus mehr gefahren bin, man kann sagen aus trotz, was natürlich eine lächerliche haltung ist. sogar meine frau, grit, schien sich deswegen über mich lustig zu machen und behauptete immer wieder, sie habe eben den 14a vorbei fahren sehen. einmal ging sie dabei sogar soweit, mich eigens vom mobiltelefon aus an meinem arbeitsplatz anzurufen.
gerade sei der 14a an unserer haltestelle vorbeigerauscht, nein, sie sagte vorbeigerast. etwas schwer vorstellbar bei diesen bussen wie elefanten, sie schneidet gern auf. ganz sicher, 14a sei da gestanden, auf dem schild, ein großer bus mit über vierzig sitzplätzen, behauptete sie ausser atem, aber es sei nur ein einzelner fahrgast an bord gewesen, ein seltsam starrender vogelmann. der bus hätte nicht angehalten an der station direkt vor unserem haus, er sei nicht einmal langsamer geworden, einfach vorbeigerast, als hätte der fahrer sie absichtlich übersehen, eine frechheit, echauffierte grit sich gekonnt. ich lachte ein wenig mit ihr um meinen guten willen zu zeigen: ja, ja, schon gut, man kann einen witz vertragen, selbst wenn er sich bereits etwas abnützt, man kann über sich selbst scherzen, man ist ja kein schmock, und so weiter. eigenartig, dass ich sie nicht vermisse.

zweieinhalb jahre, sagte ich? das würde bedeuten, ich sitze seit 6 monaten hier drinnen, genau weiß ich es nicht. zeit hat keine bedeutung. vermute ich. mir sagt ja keiner was. keine auskunft, keine information über fahrpläne oder haltestellen oder wegzeiten oder wann das ziel voraussichtlich erreicht sein wird.

es war an einem dieser tage, an dem sich unser ganzes land und zwei halbe nachbarländer durch das straßennetz hier zwängen. verkehrsembolie, gerade als ich im begriff war mich auf den heimweg zu machen und mit dem skoda in den stockenden feierabendverkehr einzufädeln. einer dieser hausgroßen linienbusse verstellte mir die ausfahrt, er steckte im stau fest, wie alle anderen. ich hatte die volle breitseite des gefährts vor mir und konnte es mangels alternative in aller ruhe betrachten; gelb, aber nicht sonnengelb oder maisgelb oder ockergelb, sondern zu-lange-gerührtes-rührei-gelb. dunkel getönte fenster, rauchglasfensterscheiben. interessant, jetzt, wo man nirgendwo mehr rauchen darf, dachte ich mir in dem moment, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. rauchglasfensterscheiben, so groß, dass nur 3 stück davon nötig sind für die verglasung über die halbe höhe und die gesamte breite des busses. in der mitte, beinahe hinten und ganz vorne pneumatische türen, die, wenn sie an einer haltestelle öffnen oder schließen, dieses phantastische pffffffffpfffft-geräusch fabrizieren, wie ein leiser frauen-furz, sehr diskret. dabei senkt der bus eine seite, die ausstiegsseite, als wäre er ein ermüdetes pferd das sich an einen baum lehnen will, oder an das haltestellenhäuschen. in einer der rauchglasscheiben entdeckte ich ein schild. höhnisch prangte es dort. aus pappe. mit whiteboard-marker handbeschriftet. von einem ungeübten schreiber. 14a stand da.

schräg unter dem schild, genauso starr aus dem bus herausglotzend wie ich hineinglotze, saß der einzige fahrgast, und es war zweifellos der komische vogel, den meine frau damals beschrieben hatte. sein papageienblick fixierte mich, als hätte er vor, mich damit festzunageln, und als der bus endlich ein paar meter weiterruckelte, verdrehte er seinen dürren hals, nur um mich nicht aus den augen zu verlieren. ich sah zu, dass ich ihm hinterherkam, das heißt, ich schob mich hinter dem bus in die kolonne, dabei den touristen im nachfolgenden minivan so gut es mir möglich war ignorierend. man konnte dem mittfünfziger seine wut ansehen, den zorn, weil er jemandem vorrang gewähren musste, obwohl er insgeheim jeden der ihn auf der straße von der seite ansah am liebsten erschiessen würde, bamm, bamm, bamm, bamm....bamm, den hass auf seine schweigende frau am beifahrersitz, mit all dem zerflossenem make-up das sich in den krähenfüßen um ihre augen festsetzte, den ärger über seinen pubertierenden sohn oder stiefsohn auf dem rücksitz und über den an diesem sohn festgewachsenen gameboy, die verbitterung über den höher werden haaransatz, den er im rückspiegel sehen konnte und der sein eigener war. was für ein prächtiges elend hätte ich mir da ausmalen können, aber ich hatte keine zeit, ich hatte schließlich den dicken hintern des 14a vor der nase, und das war wichtiger.
ich beugte mich vor um die nummer des busses sehen zu können. da war sie. mitten in der heckscheibe mit klebeband befestigt und etwas schief hing das schild. 14a. schwarzer marker auf weissem karton, hingeschmiert von einem ungeübten schreiber. ich beugte mich weiter vor, um auch die LCD anzeige sehen zu können, die ganz oben das heckfenster des busses krönte. die anzeige war tot, ein eckiges leeres graues auge.

ich folgte dem 14a, verfolgte ihn, war ihm auf den fersen und rückte kein stück mehr von ihm ab. ich wollte wissen welche strecke der ominöse bus, den es nicht wirklich gab, nehmen würde, was sein ziel wäre und wo seine haltestellen, und auch, was es mit dem einzigen passagier auf sich hatte.
ihr wollt mich wohl für dumm verkaufen, dachte ich mir, nein, ich dachte, erwischt, verkehrssverbund regio wunderland oder wie auch auch immer, und freute mich auf den brief, den ich gleich am nächsten morgen aufsetzen würde. diesmal bekommt ihr es schwarz auf weiss mit bild, dachte ich mir, und legte mir in gedanken bereits sätze zurecht, drapierte sätze, dort ein wenig in falten, mit volants und rüschen, da glattgebügelt und gestärkt wie das hemd eines richters. ich angelte mir das mobiltelefon vom beifahrersitz, aktivierte die 2-megapixel-kamera, schoss bilder während ich den 14a verfolgte und hätte mich dabei von aussen gesehen ziemlich merkwürdig gefunden, könnte man sich selbst je von aussen sehen. aber der mensch dringt nicht nach aussen, nicht einmal sein spiegelbild oder eine fotografie von sich selbst, und auch nicht die ganz normale welt die ihn umgibt, kann er von aussen sehen, immer sieht er alles nur von innen, durch diese beiden gucklöcher von augen, mit ihren putzenscheiben, trübe und angelaufen, und auch das ist nur eine einbildung, die ihm sein hirn vorspiegelt. in wirklichkeit sieht der mensch nur, was das hirn durch die putzenscheiben hindurchlässt und vielleicht aufnimmt wie eine kamera obskura und dann, nach durchlaufen der zensur unter umständen, wenn es gerade passt, ins kinoprogramm aufnimmt und wieder abgespielt auf einer inneren leinwand. kein mensch dringt nach aussen, auch wenn er das annimmt. egal.
ich muss aufpassen. wenn ich das hier erzähle, soll es nämlich so klingen, als wäre ich bei sinnen.

heinein in die stadt folgte ich dem 14a und durch sie hindurch, stop and go, stop and go, stop and go, stop and go, stop and go, stop and go, ohne dass der bus auch nur einmal an einer haltestelle stehen geblieben und jemand aus- oder zugestiegen wäre, hinaus aus der stadt folgte ich ihm und übers land, wo der verkehr zunächst flüssig wurde, dann schaumig, dann luftig, dorthin, wo mir die landschaft noch vertraut war und weiter hinaus in gegenden, die ich aus diesem blickwinkel noch nie gesehen hatte. er fuhr voran und ich hinterher, tempo 55 oder 60, und keine haltestellen mehr und immer weniger ampeln oder abzweigungen und schnell wurde es dämmrig, denn es war ja vor einer halben stunde bereits abend gewesen, dann dunkel dann nacht. und es ging dahin, go and go and go and go, ohne stop, die straße lag in der landschaft wie ein vergessener gartenschlauch, in endlosen schleifen.
im scheinwerferlicht meines wagens nahm das heck des 14a mit der zeit (die keine bedeutung hat) etwas heimeliges an. die füllige großmutter im gelben rock, die zügig vor mir herwackelte, mein gesichtsfeld ausgefüllt von dem wogenden hinterteil, so vertraut, und ich weiss noch, wie ich mich erst über mich wunderte oder ärgerte und den kopf schüttelte über den starrsinn, mit dem ich dem 14a folgte, doch dann setzte die behaglichkeit ein, und keiner müsse doch von meiner einfältigkeit erfahren, und die behaglichkeit, die monotonie der fahrt und die dunkelheit begannen mich lansgam einzulullen. und es ging weiter dahin, go, and go, and go, and go, and go, and go, and go, ohne stop.

erst als eine kleine scharfe kurve meinen sedierten nerven einen dieser kleinen scharfen schrecken verpasste, die einen schütteln wenn man halb wach träumt, man würde stolpern und stürzen, bemerkte ich wie sehr meine augen tränten und dass ich beinahe eingeschlafen wäre und mich nur der kleine schrecken davor bewahrt hatte, und ich die zeit (die keine rolle spielt) vergessen hatte.

draussen war nichts, ausser den reflektoren an der fahrbahnbegrenzung, rechts die roten, am rand der gegenfahrbahn die weissen, und die mittellinie, die mir aus der dunkelheit entgegenschwappte. links und rechts und im rückspiegel ausschau haltend, nach einem licht das auf eine ansiedlung hinweisen hätte können, nach anderen fahrzeugen oder irgendwelchen sternbildern zum navigieren, wäre ich dem 14a beinahe aufgefahren, als dieser mit einem mal das tempo verringerte und schließlich zum stillstand kam. willkommen am arsch der welt, dachte ich mir, und weshalb spuken dir dauernd diese floskeln im kopf herum, wenn du nicht weißt, was du denken sollst, und weshalb hält der 14a ausgerechnet hier, war hier viellicht eine haltestelle, stand hier etwa einer winkend am straßenrand, war hier überhaupt irgendetwas? ich bremste. da war nichts.

hier bei uns, in diesem vollkommen zersiedelten landstrich gibt es noch regionen, die einfach nur leer sind. das wusste ich bis dahin nicht, und vor allem wusste ich nicht, dass öffentliche verkehrsmittel dort hinfahren.

der 14a stand da und schickte ein warmes glühen in die nacht, stand da und leuchtete mich mit seinen bremslichtern einladend an, stand da mit laufendem motor. und ich tat das gleiche. ein paar sekunden lang. dann wurde es mir zu öde, der mensch fühlt sich zu schnell gelangweilt, und ich stellte den motor ab. plötzlich diese stille, ich löste den sicherheitsgurt und öffnete die autotür. plötzlich grillenzirpen und das verhaltene brummen des 14a, ich stieg aus. da stand ich und schaute zunächst vorsichtig nach links und rechts obwohl weit und breit nichts in sicht war, kein fahrzeug das mich niederwalzen hätte können, doch die zweite natur des menschen ist stärker als seine erste. ich lauschte angestrengt in die nacht. da war nichts ausser dem zirpen der grillen und dem brummen des busses, kein hinweis auf die hier bei uns überall nahe autobahn, die diesen landstrich von vorne bis hinten zerschneidet und deren wispern oder brausen, je nach windstärke und richtung, man noch im entlegensten winkel zu hören glaubt.

zögernd setzte ich mich in bewegung, die paar meter hin zum bus, ging an ihm entlang, an der hinteren pneumatischen tür vorbei, im bus schien das licht gedämpft, abgeblendet, wie es bei langstreckenfahrten über land über nacht üblich ist, zwei, drei schritte und ich war an der mittleren tür, eine doppeltür, breiter als die anderen, ich blieb stehen und betrachtete sie und wartete, nur einen augenblick, und konnte nicht anders als die schlanke scheibe neben der tür zu berühren, nur ganz leicht. sie ist silbern und schimmert nachts wie ein kleiner mond und sie reagiert nicht auf druck, wussten sie das? sie reagiert auf bloße berührung oder auf körperwärme, deswegen muss man die handschuhe ausziehen, im winter, um die tür zu öffnen, wenn man eingelassen werden will, aber jetzt ist august. der bus senkte eine seite, die einstiegsseite, als wäre er ein ermüdetes pferd das sich an einen baum lehnen möchte, oder an das haltestellenhäuschen, aber hier war kein haltestellenhäuschen, und die tür fabrizierte dieses fantastische pfffffpffft-geräusch, wie ein verschämter frauenfurz, und ich stieg in den bus, und die tür schloss sich hinter mir, und der bus hob seine seite, als hätte das ermüdete pferd es sich anders überlegt, als wäre die rast überstürzt beendet worden, und während der 14a losfuhr hielt ich ausschau nach dem einzigen passagier, der nicht ausgestiegen sein konnte, weil der bus nie angehalten hatte, doch er war nicht hier, also war er vielleicht doch ausgestiegen, als ich gewartet hatte, hinter dem bus, im roten glühen der bremslichter, in meinem wagen. genau so musste es gewesen sein. der bus hatte hier bestimmt wegen des vogelmanns angehalten und der vorgelmann war vorne beim fahrer ausgestiegen, was man normalerweise nicht tun soll, weil vorne nur ein einstieg ist, für jene, die beim fahrer zuerst ein ticket kaufen wollen oder müssen, obwohl es mittlerweile automaten dafür gibt, in jedem bus, doch die sind meistens defekt oder man hat gerade nicht das passende kleingeld dabei, deswegen kauft man den fahrschein vorne beim fahrer und deswegen sollen die fahrgäste, die hinaus wollen, in der mitte oder hinten aussteigen, damit sie nicht alles blockieren. aber in ausnahmefällen, wenn der fahrgast sehr alt ist und man ihm nicht zumuten kann, den ganzen weg von seinem sitzplatz gleich hinter dem fahrer nach hinten zu machen, oder wenn nur wenige oder keine passagiere an bord sind, erlaubt der busfahrer es und lässt dich ganz vorne hinaus, wenn du glück hast, wenn du glück hast, denn zeit hat keine bedeutung, und das war es, was der vogelmann getan hatte, denn er war nicht mehr da, als ich einstieg. dafür bin ich da und sitze hier und zeit hat keine bedeutung, vermute ich, eben sind wir an der haltestelle vor meinem haus vorbeigerauscht, nein gerast, und dort stand grit, meine frau, und starrte mich an, wie ich sie anstarrte und meinen hals verdrehte um sie nicht aus den augen zu verlieren und sie griff nach ihrem mobiltelefon. ich muss aufpassen. doch zeit hat keine bedeutung, vermute ich. mir sagt keiner was. keine auskunft, keine information über fahrpläne oder haltestellen oder wegzeiten oder wann das ziel voraussichtlich erreicht sein wird.

Mittwoch, 14. März 2007

Frau Elfriede im Bikini

Ich glaube ihr, obwohl ich weiss, sie lügt,
war der Gedanke der sich mantraartig in seinem Kopf wiederholte.
Killer-Loop. Eine Wohltat müsste es sein, das innere Geschwätz abstellen zu können, mit einem Knopf, wie beim Radio.

Es ist eben wahre Liebe, war das zweite Mantra, das allerdings bei Fachleuten wegen seines ausflüchtigen Tones kaum als gutes Mantra durchgehen würde.

Mein Hirn, nichts als ein Schwamm, vollgesogen mit Gedanken, die mir nicht gehören. Die ich nicht haben will. Nicht mal geschenkt.
Er stand am Balkon und schaute in den Garten hinunter.
Er sah die billige Klappliege von BayWa, leer und durchgelegen. Wie er.

Das Taxi in der Einfahrt. Nirgendwo sind die Taxis hässlicher, dachte er. Taxis passen immer zu den Menschen der Stadt, in der sie unterwegs sind. In Barcelona sind sie von einem sonnigen Gelb mit Schwarz. Ergibt Hummeln im Hintern. Hier sind sie eierschalenfarben, schal farben. Rollcontainer aus einem der Bürotürme. Alle gleich, einer wie der andere.

Das Taxi, in dessen Fond Elfriede, in Elfriedes Herz er, so hoffte er, fuhr los.
Frau Elfriede im Kostüm.

Er dachte an ihr glattes Rosa. Das feiste Fleisch. Für ihn war es ein Wunder. Auch schnellen Bewegungen hielt dieses unglaubliche Rosa stand, nichts platze auf, obwohl es so prall war.

Manchmal legte sie flüchtig den Bademantel um die Schultern, wenn sie ins Haus stelzte um Nachschub zu holen. Nachschub-Camparis, Nachschub-Sonnencreme, Nachschub-Societyheftchen. Andere Male wiederum legte sie sogar das Bikinioberteil noch ab. Und sich selbst auf den Bauch. Ihre Haut schien nicht dunkler zu werden in der Sonne. Verkehrtes glattes Rosa.

Dazu das Gelb.
Das gab es tatsächlich, Menschen, die ihre Gartenaccessoires in einer zum optischen Tod führenden Harmonie auswählten. Elfriedes Gartenliege, gelb, wenn auch nach vielen Stunden im prallen Licht wohltuend verblichen. Ihr Bikini, gelb, und das weisse Band um ihren Strohhut bedruckt mit gelben Blumen. Wenn sie Zitronen-Limonade holte oder Campari-Orange, dann stets in ihren gelben Schläppchen, ein gelb und weiss gemustertes Tablett wackelig vor sich balancierend.
In dieser Vehemenz hatte er das bisher nur auf den Seiten der deprimierenden Werbeprospekte gesehen, in den kleinen Broschüren von Kaffeeröstern, deren Ziel es war, die Haushalte ihrer Kundschaft mit überflüssigen Artikeln genau so voll zu räumen, wie es in den Fotografien vorgemacht wurde.
Elfriede, die Vorzeige-Kaffeeröster-Zusatzartikel-Konsumentin. Er liebte sie trotzdem.

..

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walhalladada - 12. Feb, 19:05
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Tanzlehrer - 31. Aug, 22:35

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