Flugrost
Man darf sich den Ort nicht vorstellen, wie man sich gemeinhin ländliche Orte
in den Alpen vorstellt.
Ganz oben sägten die Arbeiter der Forste hässliche Schneisen, wie Schmisse, in die ohnedies schon unansehnlichen Fichtenplantagen.
Triste Monokulturen dunklen Nadelholzes.
Keine Landwirtschaft, höchstens ein zwei karg lebende Bergbauern und so gut wie keine der sonst in diesem Landstrich weit verbreiteten kuckucksuhrenartigen Einfamilienhäuser. Stattdessen alte oder uralte Zinshäuser. Genossenschaftsbauten. Aber nicht jene grossartigen und eleganten der Art,
wie sie in Wien zu finden waren. Lang gestreckte Arbeiterwohnheime, zweigeschossig, eingezwängt zwischen die steilen Hänge des Tales. Diese Hänge wurden nicht gemäht oder von Kühen abgegrast, wie in bäuerlichen Gemeinden und lagen deswegen das ganze Jahr über mausbraun, zerzaust und struppig da, wie das Haar der Hippies, die zu der Zeit so modern waren, aber ganz woanders. Bestenfalls ging die freiwillige Feuerwehr einmal jährlich, im Frühling, daran die ungepflegten Matten abzufackeln und damit alles was darin lebte.
Bevor die Wiesen dann zu grünen begannen, blieben sie eine ganze Weile kohlschwarz.
So, wie die paar Bauern und einige Fromme, die sonntags besonders eifrig in die Kirche gingen. Nachbarn und Eltern schimpften die hinter vorgehaltener Hand „die Schwarzen“. Für die Kinder ein besonderes Faszinosum, waren die doch nicht merklich schwärzer als man selbst, weder am Hals noch unter den Fingernägeln. Also musste deren Schwärze woanders liegen. Vielleicht innen. Das war naheliegend. Vielleicht hatten die schwarze Seelen, gruselten die Kinder sich lustvoll und starrten den „Schwarzen“ und vor allem deren bedauernswertem Nachwuchs hinterher. Die Informationen waren spärlich und das Wissen vage genug, dass sie sich die wildesten Geschichten vom Leben der schwarzen Kinder ausmalen konnten. Von Gebets- und Bibelstunden frühmorgens unter dem drohenden Herrgottswinkel, bis hin zu mittelalterlichen Folter- und Bestrafungsritualen, wie dem Knien auf Holzscheiten oder Fernsehverbot, sollten die armen sich einmal nicht gewissenhaft an die Regeln der Frömmigkeit halten.
An mehreren Stellen der abschüssigen Hänge rund um den Ort endeten etwas mehr als mannshohe Stollen wie offene Adern eines riesenhaften Tieres. Die Stollen führten in den Berg hinein und aus ihnen heraus liefen schmalspurige Geleise. Da und dort stand noch ein Erzhunt auf oder neben den Schienen. Hunte, das waren kleine gedrungene Wägen mit denen früher das Eisenerz durch den Berg nach unten in den Ort geschickt wurde, allein mithilfe der Schwerkraft. Die Abhänge waren bei weitem steil genug dafür. Am Ausgang der Stollen endeten früher die Schienen nicht so abrupt wie mittlerweile, sie führten die Hunte weiter auf abenteuerlich aus dem Hang herausgebauten dünnbeinigen Holzbrücken und mündeten schließlich an einer Erzhalde, die, eingefasst von Kalksteinmauern, riesige Ausmaße hatte. Halbverfallen bargen die Erzhalden inzwischen Tennis- und Fussballplätze, das alte Gemäuer bot Platz für die Tribünen. Für die wenigen Gäste, meist japanischer Herkunft, die sich in erster Linie wegen der mit Dampfloks bespannten Erzzüge hierher verirrten, gewiss ein malerischer Anblick.
Für die Kinder waren die Bauten vor allem alt und schäbig. Man genierte sich beinahe dafür und fragte sich, warum die Japaner nicht lieber die eben eröffnete neu erbaute Turnhalle fotografieren wollten.
Sauste früher also einer der Erzhunte durch den Berg nach unten, dann tat er das die letzten paar zehn Meter, um sich ein wenig einzubremsen, auf diesen
auf Stelzen und wagrecht aus dem Berg gebauten Schienen um letztlich von einem Puffer gestoppt und so in Übergewicht und zum Kippen gebracht zu werden, dass sich das Eisenerz in die Halde entleeren konnte. Von da ging es dann weiter mit dem Erz, zum Rösten in die Hochöfen. Damals schier unersättliche Wunder der Technik, die man mit Sauerstoff und jeder Menge Holzkohle bei Laune halten musste. Darum prägten weiter oben im Ort die Kohlemeiler, jene mit Erde, Gras und Moosen luftdicht verpackten Haufen, das Bild und den Geruch des Ortes, während und auch schon lange bevor es zur industriellen Eisenproduktion kam. Und die Wasserräder, die ihre Energie dem nahen Bach abrangen, ohne dass der sein abwärts Streben groß verlangsamte, trieben die Blasebälge an. Die Lungen der Hochöfen, die das Feuer bei Atem hielten. Doch diese Meiler, Stollen Brücken und Öfen waren zur Zeit der japanischen Besucher längst stillgelegt.
Heute - Relikte aus der Vorvergangenheit. Relikte aus der Zeit der Radwerke und Radmeister, der Zeit Erzherzog Johanns. Der kleinere Bruder des Kaisers und große Gönner des Ortes. Der eine Postmeisterstochter zur Frau nahm, wie jeder weiss und sich auch sonst recht volksnah gab. Eine Zeit relativen Wohlstands, wie einige, die auch nicht weniger wussten als die übrigen, immer wieder gerne erzählten. Die alten Radwerke mit den Wasserrädern und Hochofentürmen und die Wohnhäuser der Radmeister standen und stehen tatsächlich noch zwischen den Mietshäusern und man konnte sich den Prunk, wenn man sich all das Abgebröckelte hinzudachte, gut vorstellen. Der Wohlstand der Radmeister war damit belegt. Wenn die alten Arbeiterhäuser, was anzunehmen war, aus der selben Zeit stammten, war auch rasch erwiesen, dass der Wohlstand tatsächlich sehr relativ gewesen sein muss.
In der Zwischenzeit wurde das Eisenerz aber längst mit dem Zug, besagter Erzbergbahn vom Berg ins Tal und zur weiter südlich gelegenen Hütte gebracht. Erst noch gezogen, geschoben und gebremst von einer oder manchmal auch zwei Dampfloks vorne und hinten am Zug, unterstützt von an den Loks montierten Zahnrädern, die in die zwischen den Schienen liegenden Zähne griffen, da
das Gefälle der Strecke anders nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Später übernahmen diese Arbeit Dieselloks, bevor der Abbau am Berg und damit auch die Bahnstrecke zuletzt ganz eingestellt wurde.
Der Ort war mehr und mehr in den Ruhestand geschickt worden, im Lauf der Zeit. Er war auf dem absteigenden Ast. Die eisernen Reserven gingen zur Neige.
Erst war er zum Schlaf- und Wohnort geworden für die Familien und deren Männer, die Tag um Tag und Schicht für Schicht zur Arbeit an den Hochofen fuhren, um das Erz, das andere oben aus dem Berg holten, zu Drahtrollen und eisernen Strängen zu verarbeiten.
Nur ein paar Jahre später brachten es die Bedingungen der Zeit mit sich und es wurde noch stiller in dieser Gegend.
Für die Kinder der Arbeiter bot der verfallende Ort jedoch abenteuerliche Spielplätze. Höhlenexpeditionen nannten sie ihre Ausflüge in die alten Stollen, die damals noch nicht von den humorlosen Gittern unzugänglich gemacht waren, die man, als dies und das passiert war, Kinder sich einen oder mehrere Kratzer geholt oder sich heimliche Liebespaare in die Stollen vorzogen hatten, um dort wer weiss was zu treiben, an den Eingängen angebracht hatte.
Konnte man zuhause eine Taschenlampe stibitzen war das bereits die halbe Miete. Dann zog man los mit ein paar anderen Kindern, auf in die Finsternis.
Es wäre gelogen zu behaupten, dass man sich nicht beinahe in die Hosen gemacht hätte vor Angst. Man wollte sich von der Furcht nur nicht unterkriegen lassen.
Im äusseren Bereich der Stollen war es noch recht hell und geräumig, dafür umso unappetitlicher. Wanderer oder spätnächtliche Heimkehrer hatten hier ihre Notdurft verrichtet und auch sonst lag jede Menge Mist und Gerümpel herum. Weiter drinnen aber wurde es eng. Und wirklich finster. Man kreuzte mit Gewissheit den Weg mehrer Ratten, doch der Lichtkegel der Taschenlampe war einem gnädig und leuchtete nicht alles aus, was in den dunklen Winkeln nistete. Ein fremdes Geräusch dann, und derer gab es da drinnen viele, angefangen mit dem Wind, der durch unsichtbare Kamine pfiff und jammerte, das reichte aus, einen in wilden Schrecken zu versetzen.
Dann ging es los. Erst die Kehrtwende und dann die kopflose Flucht, bloß heraus aus dem Schlund. Die Panik kitzelte einen in der Magengrube, ein merkwürdiges Gefühl, halb Lust, halb Horror, und man war nicht sicher ob man hysterisch lachen oder nicht doch lieber schreien wollte.
Dem Spaziergänger, der nichts ahnend womöglich gerade an so einem Stollenausgang vorbeikam, konnte das Geschrei, das die Horde Kinder den eigenen viel zu langsam rennenden Beinen vorausschickte, bestimmt das Fürchten lehren.
Draussen angekommen, lebendig und mit nur wenigen blauen Flecken und Kratzern, über und über voll Dreck wurde zuallererst einmal gelacht.
Gelacht, um mit der verlachten Luft den Schrecken aus den Eingeweiden zu jagen.
in den Alpen vorstellt.
Ganz oben sägten die Arbeiter der Forste hässliche Schneisen, wie Schmisse, in die ohnedies schon unansehnlichen Fichtenplantagen.
Triste Monokulturen dunklen Nadelholzes.
Keine Landwirtschaft, höchstens ein zwei karg lebende Bergbauern und so gut wie keine der sonst in diesem Landstrich weit verbreiteten kuckucksuhrenartigen Einfamilienhäuser. Stattdessen alte oder uralte Zinshäuser. Genossenschaftsbauten. Aber nicht jene grossartigen und eleganten der Art,
wie sie in Wien zu finden waren. Lang gestreckte Arbeiterwohnheime, zweigeschossig, eingezwängt zwischen die steilen Hänge des Tales. Diese Hänge wurden nicht gemäht oder von Kühen abgegrast, wie in bäuerlichen Gemeinden und lagen deswegen das ganze Jahr über mausbraun, zerzaust und struppig da, wie das Haar der Hippies, die zu der Zeit so modern waren, aber ganz woanders. Bestenfalls ging die freiwillige Feuerwehr einmal jährlich, im Frühling, daran die ungepflegten Matten abzufackeln und damit alles was darin lebte.
Bevor die Wiesen dann zu grünen begannen, blieben sie eine ganze Weile kohlschwarz.
So, wie die paar Bauern und einige Fromme, die sonntags besonders eifrig in die Kirche gingen. Nachbarn und Eltern schimpften die hinter vorgehaltener Hand „die Schwarzen“. Für die Kinder ein besonderes Faszinosum, waren die doch nicht merklich schwärzer als man selbst, weder am Hals noch unter den Fingernägeln. Also musste deren Schwärze woanders liegen. Vielleicht innen. Das war naheliegend. Vielleicht hatten die schwarze Seelen, gruselten die Kinder sich lustvoll und starrten den „Schwarzen“ und vor allem deren bedauernswertem Nachwuchs hinterher. Die Informationen waren spärlich und das Wissen vage genug, dass sie sich die wildesten Geschichten vom Leben der schwarzen Kinder ausmalen konnten. Von Gebets- und Bibelstunden frühmorgens unter dem drohenden Herrgottswinkel, bis hin zu mittelalterlichen Folter- und Bestrafungsritualen, wie dem Knien auf Holzscheiten oder Fernsehverbot, sollten die armen sich einmal nicht gewissenhaft an die Regeln der Frömmigkeit halten.
An mehreren Stellen der abschüssigen Hänge rund um den Ort endeten etwas mehr als mannshohe Stollen wie offene Adern eines riesenhaften Tieres. Die Stollen führten in den Berg hinein und aus ihnen heraus liefen schmalspurige Geleise. Da und dort stand noch ein Erzhunt auf oder neben den Schienen. Hunte, das waren kleine gedrungene Wägen mit denen früher das Eisenerz durch den Berg nach unten in den Ort geschickt wurde, allein mithilfe der Schwerkraft. Die Abhänge waren bei weitem steil genug dafür. Am Ausgang der Stollen endeten früher die Schienen nicht so abrupt wie mittlerweile, sie führten die Hunte weiter auf abenteuerlich aus dem Hang herausgebauten dünnbeinigen Holzbrücken und mündeten schließlich an einer Erzhalde, die, eingefasst von Kalksteinmauern, riesige Ausmaße hatte. Halbverfallen bargen die Erzhalden inzwischen Tennis- und Fussballplätze, das alte Gemäuer bot Platz für die Tribünen. Für die wenigen Gäste, meist japanischer Herkunft, die sich in erster Linie wegen der mit Dampfloks bespannten Erzzüge hierher verirrten, gewiss ein malerischer Anblick.
Für die Kinder waren die Bauten vor allem alt und schäbig. Man genierte sich beinahe dafür und fragte sich, warum die Japaner nicht lieber die eben eröffnete neu erbaute Turnhalle fotografieren wollten.
Sauste früher also einer der Erzhunte durch den Berg nach unten, dann tat er das die letzten paar zehn Meter, um sich ein wenig einzubremsen, auf diesen
auf Stelzen und wagrecht aus dem Berg gebauten Schienen um letztlich von einem Puffer gestoppt und so in Übergewicht und zum Kippen gebracht zu werden, dass sich das Eisenerz in die Halde entleeren konnte. Von da ging es dann weiter mit dem Erz, zum Rösten in die Hochöfen. Damals schier unersättliche Wunder der Technik, die man mit Sauerstoff und jeder Menge Holzkohle bei Laune halten musste. Darum prägten weiter oben im Ort die Kohlemeiler, jene mit Erde, Gras und Moosen luftdicht verpackten Haufen, das Bild und den Geruch des Ortes, während und auch schon lange bevor es zur industriellen Eisenproduktion kam. Und die Wasserräder, die ihre Energie dem nahen Bach abrangen, ohne dass der sein abwärts Streben groß verlangsamte, trieben die Blasebälge an. Die Lungen der Hochöfen, die das Feuer bei Atem hielten. Doch diese Meiler, Stollen Brücken und Öfen waren zur Zeit der japanischen Besucher längst stillgelegt.
Heute - Relikte aus der Vorvergangenheit. Relikte aus der Zeit der Radwerke und Radmeister, der Zeit Erzherzog Johanns. Der kleinere Bruder des Kaisers und große Gönner des Ortes. Der eine Postmeisterstochter zur Frau nahm, wie jeder weiss und sich auch sonst recht volksnah gab. Eine Zeit relativen Wohlstands, wie einige, die auch nicht weniger wussten als die übrigen, immer wieder gerne erzählten. Die alten Radwerke mit den Wasserrädern und Hochofentürmen und die Wohnhäuser der Radmeister standen und stehen tatsächlich noch zwischen den Mietshäusern und man konnte sich den Prunk, wenn man sich all das Abgebröckelte hinzudachte, gut vorstellen. Der Wohlstand der Radmeister war damit belegt. Wenn die alten Arbeiterhäuser, was anzunehmen war, aus der selben Zeit stammten, war auch rasch erwiesen, dass der Wohlstand tatsächlich sehr relativ gewesen sein muss.
In der Zwischenzeit wurde das Eisenerz aber längst mit dem Zug, besagter Erzbergbahn vom Berg ins Tal und zur weiter südlich gelegenen Hütte gebracht. Erst noch gezogen, geschoben und gebremst von einer oder manchmal auch zwei Dampfloks vorne und hinten am Zug, unterstützt von an den Loks montierten Zahnrädern, die in die zwischen den Schienen liegenden Zähne griffen, da
das Gefälle der Strecke anders nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Später übernahmen diese Arbeit Dieselloks, bevor der Abbau am Berg und damit auch die Bahnstrecke zuletzt ganz eingestellt wurde.
Der Ort war mehr und mehr in den Ruhestand geschickt worden, im Lauf der Zeit. Er war auf dem absteigenden Ast. Die eisernen Reserven gingen zur Neige.
Erst war er zum Schlaf- und Wohnort geworden für die Familien und deren Männer, die Tag um Tag und Schicht für Schicht zur Arbeit an den Hochofen fuhren, um das Erz, das andere oben aus dem Berg holten, zu Drahtrollen und eisernen Strängen zu verarbeiten.
Nur ein paar Jahre später brachten es die Bedingungen der Zeit mit sich und es wurde noch stiller in dieser Gegend.
Für die Kinder der Arbeiter bot der verfallende Ort jedoch abenteuerliche Spielplätze. Höhlenexpeditionen nannten sie ihre Ausflüge in die alten Stollen, die damals noch nicht von den humorlosen Gittern unzugänglich gemacht waren, die man, als dies und das passiert war, Kinder sich einen oder mehrere Kratzer geholt oder sich heimliche Liebespaare in die Stollen vorzogen hatten, um dort wer weiss was zu treiben, an den Eingängen angebracht hatte.
Konnte man zuhause eine Taschenlampe stibitzen war das bereits die halbe Miete. Dann zog man los mit ein paar anderen Kindern, auf in die Finsternis.
Es wäre gelogen zu behaupten, dass man sich nicht beinahe in die Hosen gemacht hätte vor Angst. Man wollte sich von der Furcht nur nicht unterkriegen lassen.
Im äusseren Bereich der Stollen war es noch recht hell und geräumig, dafür umso unappetitlicher. Wanderer oder spätnächtliche Heimkehrer hatten hier ihre Notdurft verrichtet und auch sonst lag jede Menge Mist und Gerümpel herum. Weiter drinnen aber wurde es eng. Und wirklich finster. Man kreuzte mit Gewissheit den Weg mehrer Ratten, doch der Lichtkegel der Taschenlampe war einem gnädig und leuchtete nicht alles aus, was in den dunklen Winkeln nistete. Ein fremdes Geräusch dann, und derer gab es da drinnen viele, angefangen mit dem Wind, der durch unsichtbare Kamine pfiff und jammerte, das reichte aus, einen in wilden Schrecken zu versetzen.
Dann ging es los. Erst die Kehrtwende und dann die kopflose Flucht, bloß heraus aus dem Schlund. Die Panik kitzelte einen in der Magengrube, ein merkwürdiges Gefühl, halb Lust, halb Horror, und man war nicht sicher ob man hysterisch lachen oder nicht doch lieber schreien wollte.
Dem Spaziergänger, der nichts ahnend womöglich gerade an so einem Stollenausgang vorbeikam, konnte das Geschrei, das die Horde Kinder den eigenen viel zu langsam rennenden Beinen vorausschickte, bestimmt das Fürchten lehren.
Draussen angekommen, lebendig und mit nur wenigen blauen Flecken und Kratzern, über und über voll Dreck wurde zuallererst einmal gelacht.
Gelacht, um mit der verlachten Luft den Schrecken aus den Eingeweiden zu jagen.
Nachtbriefkasten - 25. Okt, 17:18
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