Fremdschämen
Als ich mir letzte Nacht überlegte, was mich so richtig in Verlegenheit brächte kam ich auf nicht viel, vor allem nicht so schnell auf einen grünen Zweig. Wahrscheinlich liegt es an meinem mittleren A..., an meiner Lebenserfahrung, dass nicht vieles mehr mich derartig aus der Bahn und in die Verlegenheit hinein zu werfen vermag.
Ach, auch ich schon: abgebrüht?
Ok. Lob. Lob ist ja etwas, das viele Menschen in Verlegenheit bringt, weil man sich, ob man es zugeben will oder nicht, freut darob. Und diese Freude über sich selbst passt irgendwie nicht zu den Bescheidenheitsdogmen die einem wildentschlossen eingetrichtert worden sind, in jener machtfreien Phase, Sie wissen schon: Kindheit. Die trotz allem nicht rückstandslos ausgemerzt werden konnte. Deswegen also: Ambivalentes angesichts von Lob.
Manche seltsam sozialisierte Gesellen geraten übrigens in Wut, wenn man sie lobt, weil sie es als Anmaßung empfinden, und D A S M I R!, scheint ihnen förmlich aus dem wüstschnaubenden Augen zu springen. Verstehen kann man das, muss aber nicht. Jedenfalls sind die in der Minderzahl.
Auf etwas bin ich trotzdem noch gestoßen letzte Nacht, das mich errötend aus der Bahn, wenn nicht wirft, so doch schubst. Es lässt sich nur mit einem Begriff der wahrscheinlich ein alter Hut ist schwammig umschreiben: Fremdschämen.
Kennen Sie das? Ist ihnen schon einmal passiert, dass sie mucksmäuschenallein vor dem TiVi saßen und hochrot wurden, und zwar nicht etwa weil jemand Sie beim harmlosen Sexfilmchengucken erwischt hätte, ging ja nicht, war ja keiner da, sondern wegen diesem Moderator, dem von Herzblatt oder wahlweise dem im Shoppingkanal. (Kanal! Was für ein Begriff für Fernsehprogramme.)
Erwischt! Manchmal seppel ich da so durch und bleib dort so hängen, aber nur aufgrund der voyeuristischen Faszination des Grauens. Ich gebe zu, die Gänsehaut tat gut. Diese Art des Fremdschämens kann also nicht die Hardcore Version sein.
Schlimmer war das Schämen schon, als bei einer TiVi-Ted-Umfrage eines öffentlich-rechtlichen Senders gewusst werden wollte (man beachte die Formulierung):
„Sind Sie dafür, dass kinderlose Frauen bestraft werden sollen?“
Tiefrot wurde ich aber erst, als ich wenig später das Ergebnis des Votings und meine Wetteinspielergebnisse zunichte sah: 48% WAREN dafür! Da darf man sich ruhig fürchten.
Richtig arg fremdschämen musste ich mich aber kürzlich, als eine inländische Ministerin vollmundig tönte, um dieses Land sei es ganz schlimm bestellt und der Stand der Dinge bedroht, genaugenommen liege er sogar im Argen, weil 45%! der ansässigen Moslems sich partout nicht integrieren wollen. Ich muss das nicht weiter ausführen. Gut, die Ministerin war früher einmal Leistungssportlerin, aber das erklärt nun auch nicht ALLES. Das Fremdschämen tat jedenfalls weh.
-//-
Ach, auch ich schon: abgebrüht?
Ok. Lob. Lob ist ja etwas, das viele Menschen in Verlegenheit bringt, weil man sich, ob man es zugeben will oder nicht, freut darob. Und diese Freude über sich selbst passt irgendwie nicht zu den Bescheidenheitsdogmen die einem wildentschlossen eingetrichtert worden sind, in jener machtfreien Phase, Sie wissen schon: Kindheit. Die trotz allem nicht rückstandslos ausgemerzt werden konnte. Deswegen also: Ambivalentes angesichts von Lob.
Manche seltsam sozialisierte Gesellen geraten übrigens in Wut, wenn man sie lobt, weil sie es als Anmaßung empfinden, und D A S M I R!, scheint ihnen förmlich aus dem wüstschnaubenden Augen zu springen. Verstehen kann man das, muss aber nicht. Jedenfalls sind die in der Minderzahl.
Auf etwas bin ich trotzdem noch gestoßen letzte Nacht, das mich errötend aus der Bahn, wenn nicht wirft, so doch schubst. Es lässt sich nur mit einem Begriff der wahrscheinlich ein alter Hut ist schwammig umschreiben: Fremdschämen.
Kennen Sie das? Ist ihnen schon einmal passiert, dass sie mucksmäuschenallein vor dem TiVi saßen und hochrot wurden, und zwar nicht etwa weil jemand Sie beim harmlosen Sexfilmchengucken erwischt hätte, ging ja nicht, war ja keiner da, sondern wegen diesem Moderator, dem von Herzblatt oder wahlweise dem im Shoppingkanal. (Kanal! Was für ein Begriff für Fernsehprogramme.)
Erwischt! Manchmal seppel ich da so durch und bleib dort so hängen, aber nur aufgrund der voyeuristischen Faszination des Grauens. Ich gebe zu, die Gänsehaut tat gut. Diese Art des Fremdschämens kann also nicht die Hardcore Version sein.
Schlimmer war das Schämen schon, als bei einer TiVi-Ted-Umfrage eines öffentlich-rechtlichen Senders gewusst werden wollte (man beachte die Formulierung):
„Sind Sie dafür, dass kinderlose Frauen bestraft werden sollen?“
Tiefrot wurde ich aber erst, als ich wenig später das Ergebnis des Votings und meine Wetteinspielergebnisse zunichte sah: 48% WAREN dafür! Da darf man sich ruhig fürchten.
Richtig arg fremdschämen musste ich mich aber kürzlich, als eine inländische Ministerin vollmundig tönte, um dieses Land sei es ganz schlimm bestellt und der Stand der Dinge bedroht, genaugenommen liege er sogar im Argen, weil 45%! der ansässigen Moslems sich partout nicht integrieren wollen. Ich muss das nicht weiter ausführen. Gut, die Ministerin war früher einmal Leistungssportlerin, aber das erklärt nun auch nicht ALLES. Das Fremdschämen tat jedenfalls weh.
-//-
Nachtbriefkasten - 7. Jun, 14:15
Ja...,
Verkabelte man mich mit einem Lügendetektor und fragte man mich z.Bsp. nach meinem Namen...physiologisch käme eine glatte Lüge heraus...
Es deutet
II.) Hinter Ihrem Namen verbirgt sich etwas, das sich zu verbergen lohnt. Rockefeller? Bin Laden? Beckenbauer? Habakuk?
Oder fünftens.) Sie habens wirklich schlimm erwischt: Ihre Mutter hat Ihnen sieben Vornamen römischer Kaiser verpasst.