Problembär Pu
Es war einmal ein Kind, das hatte eine Marotte, die ging so:
Das allerweichste und durch vieles Waschen mürbe gewordene älteste Baumwolltaschentuch mit verblichenem Bärchenaufdruck musste es sein, das es sich tagein tagaus gekonnt um den linken Daumen wickelte und vorgab daran zu nuckeln. Sie verstehen richtig: Vorgab.
Es nuckelte nicht wirklich, es tat nur so. Dafür gibt es keine Erklärung.
Diese eigentümliche Manier ließ man dem Kinde in unverpsychologisierter (heute würde man sagen sträflicher) Toleranz durchgehen, legte ihm geduldig Tag für Tag ein frisches altes ausgebleichtes Bärchentaschentuch hin und ignorierte anonsten dessen Tun, bis es schließlich selbst beschloß die Angewohnheit beizulegen, was im Alter von fünfeinhalb Jahren beinahe unbemerkt geschah.
Nun gibt es da erneut ein Kind mit ähnlich gelagerter Vorliebe.
Das Objekt seiner Begierde:
Pu der Plüschbär. Und das Kind nuckelt wirklich.
Seit seinem dritten Lebensjahr versucht man das Kind trickreich und überaus ambitioniert abzubringen von seiner Obsession. Allein, es will nicht gelingen. Mittlerweile ist das Kind acht und auch Pu sieht längst reichlich mitgenommen aus.
Davon abgesehen, dass dem Bären ein Bein abhanden gekommen ist,
fällt ihm aufgrund der Dauerbespeichelung das Fell strichweise aus. Besonders die Ohren sind blank, denn an den Ohren nuckelt sich's am besten. Fadenscheinig der Bauch, zernepft das moosinselartige Restfell, entstückt die Visage und nicht zuletzt: Pu riecht ziemlich übel.
Nun wollen wir Pu nicht allzu sehr bedauern, schlimmer steht es um das Kind, das dem Bären diese unsympathischen Eigenschaften zugefügt hat und nun selbst einiges auszustehen hat, dabei sind die spottenden Mitschüler noch nicht das mißlichste. Dessen Eltern, die zum zigsten Mal in die Schule gerufen wurden, um das Verhalten des Kindes zu erklären (Nein, es wurde gestillt. Ja, wir sind keine Patchworkfamilie. Nein, es nässt nachts nicht ein. Ja, wir würden es natürlich der Schulleitung mitteilen, gäbe es da eine Suchtprädisposition aufgrund des alkoholkranken Ururgroßschwagers tantlicherseits, usw..) können die befremdeten Seitenblicke auf ihren Spross nicht mehr lassen. Und überhaupt: Mami bekommt graue Haare. Papi will einen Vaterschaftstest. Bald wir das Kind doch einnässen. Wetten?
Bei meinem letzten Besuch (Das Thema Pu kommt dabei unumgänglich aufs Tapet:.. als betroffene....kannst da sicher..einen Tipp..) plädierte ich für die endgültige heimliche radikale nachtnebelige Abschiebung des Problembären in die Wildnis der nächsten Mülldeponie. Keine Ahnung was die von mir hatten hören wollen. Die verkniffenen Blicke deuteten freilich darauf hin, dass es das nicht war.
Seither haben die mich nicht mehr eingeladen.
Pu der Bär lebt immer noch dort.
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Das allerweichste und durch vieles Waschen mürbe gewordene älteste Baumwolltaschentuch mit verblichenem Bärchenaufdruck musste es sein, das es sich tagein tagaus gekonnt um den linken Daumen wickelte und vorgab daran zu nuckeln. Sie verstehen richtig: Vorgab.
Es nuckelte nicht wirklich, es tat nur so. Dafür gibt es keine Erklärung.
Diese eigentümliche Manier ließ man dem Kinde in unverpsychologisierter (heute würde man sagen sträflicher) Toleranz durchgehen, legte ihm geduldig Tag für Tag ein frisches altes ausgebleichtes Bärchentaschentuch hin und ignorierte anonsten dessen Tun, bis es schließlich selbst beschloß die Angewohnheit beizulegen, was im Alter von fünfeinhalb Jahren beinahe unbemerkt geschah.
Nun gibt es da erneut ein Kind mit ähnlich gelagerter Vorliebe.
Das Objekt seiner Begierde:
Pu der Plüschbär. Und das Kind nuckelt wirklich.
Seit seinem dritten Lebensjahr versucht man das Kind trickreich und überaus ambitioniert abzubringen von seiner Obsession. Allein, es will nicht gelingen. Mittlerweile ist das Kind acht und auch Pu sieht längst reichlich mitgenommen aus.
Davon abgesehen, dass dem Bären ein Bein abhanden gekommen ist,
fällt ihm aufgrund der Dauerbespeichelung das Fell strichweise aus. Besonders die Ohren sind blank, denn an den Ohren nuckelt sich's am besten. Fadenscheinig der Bauch, zernepft das moosinselartige Restfell, entstückt die Visage und nicht zuletzt: Pu riecht ziemlich übel.
Nun wollen wir Pu nicht allzu sehr bedauern, schlimmer steht es um das Kind, das dem Bären diese unsympathischen Eigenschaften zugefügt hat und nun selbst einiges auszustehen hat, dabei sind die spottenden Mitschüler noch nicht das mißlichste. Dessen Eltern, die zum zigsten Mal in die Schule gerufen wurden, um das Verhalten des Kindes zu erklären (Nein, es wurde gestillt. Ja, wir sind keine Patchworkfamilie. Nein, es nässt nachts nicht ein. Ja, wir würden es natürlich der Schulleitung mitteilen, gäbe es da eine Suchtprädisposition aufgrund des alkoholkranken Ururgroßschwagers tantlicherseits, usw..) können die befremdeten Seitenblicke auf ihren Spross nicht mehr lassen. Und überhaupt: Mami bekommt graue Haare. Papi will einen Vaterschaftstest. Bald wir das Kind doch einnässen. Wetten?
Bei meinem letzten Besuch (Das Thema Pu kommt dabei unumgänglich aufs Tapet:.. als betroffene....kannst da sicher..einen Tipp..) plädierte ich für die endgültige heimliche radikale nachtnebelige Abschiebung des Problembären in die Wildnis der nächsten Mülldeponie. Keine Ahnung was die von mir hatten hören wollen. Die verkniffenen Blicke deuteten freilich darauf hin, dass es das nicht war.
Seither haben die mich nicht mehr eingeladen.
Pu der Bär lebt immer noch dort.
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Nachtbriefkasten - 16. Jun, 10:58
Ich schlage vor,