Stroh zu Gold
So trocken, dass Staub das Kind an der Hand der Alten einhüllt, ist der Weg im höchsten Stand des Sommers. Ein Flimmern liegt entfernt über dem von Maisfeldern beidseitig begrenzten Strang, und führt sich auf wie Wasser. Wasserlacken. Das Kind sagt: Es hat nicht geregnet letzte Nacht.
Die Alte antwortet: Die Luftspiegelung. Von der Hitze. Frag den Opa.
Wenn die Alte einen Schritt macht und Sand aufwirbelt mit ihren vertretenen Arbeitsschuhen macht das Kind zwei Schritte und wirbelt nichts auf. So leicht läuft es sich an der Seite der Alten. Die Hand der Alten um die Hand des Kindes, die Hand des Kindes wohlig vergraben in der Hand der Alten, die sich anfühlt wie längst abgelebtes sonnenbeschienenes Holz.
Das Stück Weg krümmt sich gleich einer Sandviper.
Der Mais steht mannshoch. Die Häuser des Gehöfts im Rücken der beiden verschwinden mit dem Fortschreiten hinter der Biegung. Aus den Augen aus dem Sinn. Der Bauer im Blaumann kann die beiden verschwimmenden Gestalten drüben auf dem Weg gleich nicht mehr sehen.
Psst, flüstert die Alte, und: Jetzt! Komm!
Eilig zieht sie das Kind zwischen die mächtigen Halme, nur ein paar Schritte hinein in den blondgeschopften Zauberwald. Wie die Raben stehlen sie Kuckeruzkolben. Einer nach dem anderen verschwindet unter dem Schurz der zusehends beleibter werdenden Alten. Dickbäuchig angeschwollen und mädchenhaft kichernd die eine, nahezu platzend vor Glück über diese Komplizin die andere, wandern sie weiter. Die jüngsten Maiskolben von ganz oben am Stängel werden aus ihrer zartgrünen und betressten Hülle geschält und gleich verspeist, noch im Gehen. Den Schüppel übriggebliebener Goldfäden birgt das Kind danach fest in der Faust. Undenkbar den wegzuwerfen. Ein Schatz.
Am Abend, nach dem die Beute zubereitet und verspeist worden sein wird, nachdem der Großvater mit noch buttrig verschmiertem Mund die Luftspiegelungen erklärt haben wird, nach dem Dämmern und Dunkeln und Zubettgehen wird das Kind heimlich im Finstern Zauberzöpfe flechten aus den Fäden.
Die Alte antwortet: Die Luftspiegelung. Von der Hitze. Frag den Opa.
Wenn die Alte einen Schritt macht und Sand aufwirbelt mit ihren vertretenen Arbeitsschuhen macht das Kind zwei Schritte und wirbelt nichts auf. So leicht läuft es sich an der Seite der Alten. Die Hand der Alten um die Hand des Kindes, die Hand des Kindes wohlig vergraben in der Hand der Alten, die sich anfühlt wie längst abgelebtes sonnenbeschienenes Holz.
Das Stück Weg krümmt sich gleich einer Sandviper.
Der Mais steht mannshoch. Die Häuser des Gehöfts im Rücken der beiden verschwinden mit dem Fortschreiten hinter der Biegung. Aus den Augen aus dem Sinn. Der Bauer im Blaumann kann die beiden verschwimmenden Gestalten drüben auf dem Weg gleich nicht mehr sehen.
Psst, flüstert die Alte, und: Jetzt! Komm!
Eilig zieht sie das Kind zwischen die mächtigen Halme, nur ein paar Schritte hinein in den blondgeschopften Zauberwald. Wie die Raben stehlen sie Kuckeruzkolben. Einer nach dem anderen verschwindet unter dem Schurz der zusehends beleibter werdenden Alten. Dickbäuchig angeschwollen und mädchenhaft kichernd die eine, nahezu platzend vor Glück über diese Komplizin die andere, wandern sie weiter. Die jüngsten Maiskolben von ganz oben am Stängel werden aus ihrer zartgrünen und betressten Hülle geschält und gleich verspeist, noch im Gehen. Den Schüppel übriggebliebener Goldfäden birgt das Kind danach fest in der Faust. Undenkbar den wegzuwerfen. Ein Schatz.
Am Abend, nach dem die Beute zubereitet und verspeist worden sein wird, nachdem der Großvater mit noch buttrig verschmiertem Mund die Luftspiegelungen erklärt haben wird, nach dem Dämmern und Dunkeln und Zubettgehen wird das Kind heimlich im Finstern Zauberzöpfe flechten aus den Fäden.
Nachtbriefkasten - 21. Aug, 14:29