Warum wir die Deutschen hassen:

Weil wir dürfen.
Und uns deswegen trauen.
Wenn wir nicht dürfen täten, würden wir uns eh nicht wollen trauen.
Oder nur heimlich.

Deutschenfeindlichkeit gilt über weite Kreise unserer Gesellschaft als komplett in Ordnung, wussten Sie das? Ist fast überall so, ausser vielleicht in China. Aber hier bei uns hat die Deutschenfeindlichkeit eine ganz spezielle Qualität. Als eine Art unbewusster Ersatzhandlung, als eine Art verzeihlicher Triebabfuhr. Irgendwo muss die in unserem Alltag sich anstauende Misanthropie/Xenophobie schließlich hin. Sonst könnte ja jeder kommen.

Jeder und jedem Anderen wird hier nämlich ganz selbstverständlich misstraut.
Nach der Formel: anders = uns übel gesinnt.
Nicht so den Deutschen. Den Deutschen trauen wir.
Bei den Deutschen trauen wir uns.
Die sind: ja selber auch nicht.
Die sind: ja auch so.

Andere Andere nennen wir hier Ausländer. Wir können sie zur Arbeit anhalten oder ihnen sagen, dass sie erst einmal ordentlich DEUTSCH lernen sollen. Oder wir können uns ihnen überlegen fühlen, was aus unserer Sicht überhaupt das Beste an Ausländern ist. Ausländer zu hassen gilt hingegen als ein wenig peinlich, ungehobelt, primitiv und ist nur in bildungsfernen Schichten zulässig. Wer gebildet ist, hasst keinen. Oder nur heimlich. Oder nur Deutsche.

Eine weitere Sorte Ausländer, die Sorte erster Sahne, die wir von allen am liebsten haben, ist jene reichlich für unsere tollen Attraktionen bezahlende. Zu der sagen wir aber nicht Ausländer sondern Gäste. Gäste von möglichst weit her, wo sie auch bald wieder hin gehen ohne zu meckern und ohne dass wir sie um teuer Geld abschieben müssen wie die Schüblinge. Schüblinge sind auch eine Ausländersorte. Was im Westen Österreichs das gleiche bedeutet wie im Rest von Österreich "Knackwurst", kann in Vorarlberger Gastwirtschaften ohne weiteres bestellt werden. z.B. als "Schüblingsalat mit Zwiebelringen".

Gefühlt sind die Deutschen aber weder richtige Gäste noch richtige Ausländer und auch keine Schüblinge. Die Deutschen sind unsere Nachbarn. Fast schon wie Geschwister die immer die besseren Schulnoten nach Hause bringen. Zumindest aber wie diese Art Leute, die einem über die Thujenhecke hinweg erklären wie das richtig geht mit dem Rasenmähen. Es ist wie beim Fußball. Wir sind wir. Nicht die Besten, sondern die Richtigen. Und den Deutschen geläufiger als uns lieb ist. Wir können uns selbst nicht leiden. Aber die mögen uns trotzdem irgendwie. Das finden wir komisch, das ist zu souverän, das ist uns suspekt. Wenn wir einmal groß sind, möchten wir auch gerne souverän werden.

Die Deutschen sind größer als wir und in der Überzahl. Ganz selbstverständlich, als sei das normal, werfen sie mit ihrem großem Haus einen Schatten auf unser kleines Gärtlein, und wir, weil wir den Schatten nicht auffangen und zurückwerfen können, müssen uns recken und strecken für ein bisschen Licht und kriegen zuletzt doch immer nicht genug davon ab.

Von den Deutschen wissen wir viel, aus eigenen und aus den Vorurteilen anderer. (Von seinen Nachbarn weiss man schließlich immer viel mehr als man glauben kann.) Wir wissen, die Deutschen sind zuverlässig, korrekt, diszipliniert, schnell, akkurat, genau. Genau wie wir selbst.
Und sie sind stark. Die Deutschen sind Goliath. Wir wären gern David.

Zwischen uns und den Deutschen liegt eine Sprachbarriere. Die ist viel größer als jene zwischen uns und anderen Nachbarn und darin begründet, dass wir einander verstehen. Was die beste Voraussetzung für heilloses Unverständnis ist.
Natürlich verbreitern wir die Basis dieses Missverstehens gerne einseitig, indem wir unseren Dialekt verbreitern oder Hochdeutsch zu sprechen versuchen, sobald uns ein Deutscher nach dem Weg fragt.

Obwohl die Deutschen es nicht fassen können, und uns gerne dazu anhalten, erst einmal richtig DEUTSCH zu lernen, sprechen wir, wenn nicht die selbe, so doch die gleiche Sprache. Beinahe. Unsere Sprache ist klar die reinere und wirklich die echtere. Darauf legen wir Wert. Die Sprache der Deutschen aber setzt sich überall durch, im Duden, auf Mallorca und in den Synchronisationen amerikanischer Vorabendserien. Das finden wir gemein. Und artikulieren es auch deutlich: Go home!

Wenn die Deutschen sich auf den Weg machen, dann verstopfen nämlich unsere Straßen, dickt sich der Kraftfahrzeugverkehr ein zu einem stinkenden zähen Brei, dann steigt der Lärmpegel, dann verändert sich die Gesamtfarbigkeit einer Landschaft.

Der Grund unserer Gefühle liegt aber noch tiefer als die deutschen BMWs auf unseren verstopften Straßen, oder er ist flach wie eine Flunder. Je nachdem. Es ist nämlich so, dass die Deutschen schuld sind! Wir wissen nicht so genau woran im Unterschied oder Vergleich zu uns selbst. Deswegen sind sie, nebst der EU, die ja auch Deutschland mit ein bisschen Frankreich dabei ist, sicherheitshalber an an allem schuld, vor allem an allem was schlecht ist. Das haben wir uns so eingerichtet. Eingetrichtert durch ständige Wiederholung.
1x geschrieben ist 10 x gelesen - alte Schulweisheit!
Was können wir dafür?

Und jetzt alle gemeinsam:
Ich bin klein, mein Herz ist rein...

oesi

-Gewidmet einem Jäger-
Aurisa - 17. Jul, 21:06

Danke! So schön hat mir noch niemand erklärt, warum die Österreicher die Deutschen hassen ;)...
Viele Grüße
Aurisa

Nachtbriefkasten - 18. Jul, 10:58

Dafür gibt's einen virtuellen Buchpreis
auszusuchen aus folgender Auswahl:
http://www.amazon.de/richtige-Umgang-mit-einem-Österreicher/dp/3701502633/ref=pd_sim_b_1

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