Die Scheiben zwischen den Dingen

Da stand er im Rahmen ihres Fensters.
Er stand unten. Entfernt und reglos, klein wie eine Puppe,
schaute er herauf, sie auf der anderen Seite des Glases
vermutend, erhoffend und wollte zu ihr.

Das Kalte und das Harte hatte sich zwischen seine und ihre Welt geschoben,
wie Glas. Sie war herumgelaufen in ihrem Zimmer, aufgebracht und zugleich müde von dem vielen Wortgefecht und hatte ihn gespürt da unten stehen,
noch bevor sie ihn aus dem Winkel ihrer Augen entdeckt hatte.
Das hatte sie erschreckt. Weil es sie gefreut hatte dass sie ihn spürte,
und sie sich nicht freuen wollte. Nicht über ihn.
Wenn das Herz zu sehr berührt wird von etwas, soll man eine Glasscheibe zwischen sich und die Welt schieben. Wegen all dem Schmutz und den spitzen Gegenständen in der Welt und in sich selbst.
Dann kann man sich voneinander fern halten.
Dann kann man sich voneinander rein halten.

Sein Anblick, wie er da stand und zu ihr wollte schnitt ihr trotzdem ins Fleisch.
Trotz der Glasscheibe die sie zwischen sich und die Welt geschoben hatte.
Sie probierte einen harten Blick. Probierte den auf ihn zu richten.
Sie wusste, wenn ihr ein harter Blick gelänge würde sie auch innen härter.
Der Blick ist das Tor zur Seele. Das Tor zur Seele ist eine Drehtür.
Wie er da reglos stand und heraufschaute, als könne er ihren Blick spüren.

Wenn sie etwas zu zerreissen drohte, panzerte sie sich mit Glas.
Sie konnte nichts durchgehen lassen.
Sie hatte noch Rechnungen offen.
Wenn sie etwas durchgehen lassen würde, durch ihr Panzerglas,
würde er annehmen alles sei gleich und die Rechnungen seien beglichen.
(Und was wäre so schlimm daran. Ein paar Zinseszinsen weniger,
die man für sich verbuchen konnte. Die Zinseszinsen schmecken bitter,
wie Münzen die durch zu viele Hände gegangen sind.)

Das Kalte und das Harte blieb zwischen seiner und ihrer Welt,
weil sie lieber rechneten als liebten.
Und irgendwann, ohne dass es groß auffiel, ging er fort.
lylo - 12. Jun, 12:54

ha!

guter text. beinahe schön,
wenn nicht der inhalt wär ...

Nachtbriefkasten - 12. Jun, 12:57

Da!

bin ich da für zu we nig da da !

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