Dienstag, 14. März 2006

Fahr ich also weiter.

Gestern also will ich zum Lohn für die Wochenendarbeit am Vormittag nach IKEA fahren. Um mir einen Teppich zu holen, damit der glasharte Parkettboden ein bisschen wärmer wirken möge.
Brandstifter würden Feuer legen, Biederfrauen legen Teppiche.
Außerdem denke ich an zwei Leuchten und weiteren Krempel den man unbedingt braucht. Gedacht, getan. Start 9:30. Sie wissen ja, so 100 km sind’s nach IKEA von hier aus. In gut einer Stunde zu schaffen.
Doch es kommt anders: Zuerst kommt der Stau.

Nach dem Stau kommt die Umleitung durch die malerischen allgäuer Dörfer. Wä!
Irgendwann, endlich wieder auf der durchgehend tankstellenfreien A96, ist vom vielen Landstraßenfahren das Scheibenwischerwasser aus.
Was brauch ICH Tankstelle, denk ich mir. Ordentlich wie ich bin, hab ich ein kleines Flascherl von dem Zeug im Kofferraum.
Fahre also auf irgendeinen Parkplatz, fülle den Saft in den dafür vorgesehenen Stutzen und wuchte die Motorhaube wieder zu. Schließlich ist es ja kalt.
Aber: Auto leistet Widerstand. Nix Motorhaube zu.
Denk ich mir: Bist Du nicht willig, brauch ich Gewalt!
Rrrumss. Und nochmal.
Schließlich scheint die Klappe den Mund zu halten. Fahr ich also weiter. Kaum 500 Meter auf der Autobahn, springt sie wieder auf.
Mir fällt dazu ein: auf jeden Topf passt ein Deckel.
Nichts passiert zum Glück. Der Sicherheitshaken hakt und sorgt dafür, dass mir das Blech nicht wegfliegt.
Ich, im Schritttempo, also mit so ca. 80 km/h, kriechend auf der Autobahn, zum nächsten Parkplatz.
Selbe Prozedur: Zuknallen – Aufspringen – Zuknallen – Aufspringen.
Schließlich erbarmt sich ein dort parkender LKW-Fahrer vom Typ: “Normalerweise mach ich mir aber so was von ins Hemd vor so wem “.
Der kommt her und weiß sofort was zu tun ist. Spricht: „Aha – Fiat – bei der Kälte!“ (Es hat zu dem Zeitpunkt minus 13-, gefühlte minus 300 Grad)
“Verzieht sich ja ALLES.“ Und: Schraub, schraub, und klopf, klopf.
Und: Passt! Hält! Hat Luft! Danke!

Fahr ich also weiter. Und freue mich noch ein Weilchen über die Nettigkeit der Menschen an sich und im Besonderen.
Schließlich komme ich nach „Kurz vor IKEA“ und fahre, haarscharf wie man mir beschrieben hat, die erste Ausfahrt runter.
Da links müsste man jetzt gleich den riesenhaften Laden mit allen Fahnen winken sehen. Ich seh' nur Pampa. Und ein paar geduckte Vorstadthäuser in verkehrsdrecktauglichem Grau.

Wohl falsch abgebogen. Also ran an den menschfreien Straßenrand kurz vor "Nirgends ganz knapp vorbei". Geparkt und jemanden angerufen, der es besser wissen muss.
T. erklärt mir also unbeirrt den Weg. Ich starte darauf meinen Elan und den Wagen. Zweiter springt nicht an. Anlassjodler von Fredl Fesl, kennen Sie? Nix geht mehr.
Langsam steigt Unglauben gepaart mit leicht rotbraun angebrutzelter Verzweiflung irgendwoher auf. Mittlerweile wär es Zeit zum Mittagessen, 11:54 und minus 20 Grad. Ich friere mich krumm.

Ok. Noch ist nicht aller Montage Abend. Notdienst vom ÖAMTC angerufen. Sie wissen, das ist das Gegenstück zum ADAC.
Wer hätte gedacht, dass ich mich einmal über die Zugehörigkeit zu einem Verein freue.
Die netten Leute sagen mir am Telefon: "Unsre Kollegen vom ADAC kommen gleich zu Ihnen. Bleiben sie ruhig und erreichbar. So ca. eine Stunde Wartezeit."
Aha. Eh nur. Bibber. Minus 40.

Nach einer Stunde kommt Herr ADAC wirklich. Mit einem Mordstrum gelben Abschleppwagen der auf einen Sitz gleich zwei Spuren der hübschen Ausfallstraße Richtung „Kurz vor Nirgends“ unter sich begräbt. Und als Accessoire dabei hat Herr ADAC genau ein (1!) räudiges rostiges Starterkabel. Er ist freundlich. Trotzdem springt der Wagen auch nach dem 30. Versuch nicht an.
Die Lichtmaschine ist sicher nicht kaputt, denn bla, bla, usw., murmel, muss an der Batterie liegen.
Nach weiteren anderthalb Stunden (ich bin mittlerweile Tiefkühlkost) und einigen heimlichen Telefonaten sagt Herr ADAC: “Mein Starterkabel dürfte wohl irgendwie... im Arsch sein, ...oder so. Hm. Nein, zweites hab ich keins dabei. Wir müssen abschleppen!”
Aha. Müssen wir. Wir?!

Herr ADAC schleppt also mein putziges frierendes Auto mit dem Mordstrumabschleppwagen – denn dafür ist er schließlich da – zur nächsten FIAT-Niederlassung. Das dauert eine kurzweilige halbe Stunde. Wenigstens bullert in der Fahrerkabine, die so groß ist wie mein ganzes Fahrzeug, ordentlich die Heizung. Ich beginne vor mich hin zu dunsten.
(Das Auftauen, wissen Sie?)

Bei FIAT warte ich fünfzehn Minuten, dann aber springt die Karre bei der ersten Berührung mit deren Starterkabel an und schnurrt wie ein Katzerl. Katzerlmacher – sagte man früher übrigens abfällig zu ... Aber das führt jetzt wirklich zu weit.

Alle sind lieb und man verkauft mir eine neue Batterie.
Um 80,– EUR. Eh billiger als in Öselland, denk ich mir.
Es ist noch nicht mal 15:00, also hab ich noch Chancen für IKEA.
Ganz im Gegenteil zum ADAC-Pannenwagenfahrer. Der steht nämlich plötzlich nochmal in der Tür beim FIAT und sagt leicht errötet (liegt sicher an der Kälte):
“Ääähm - können Sie mir bitte Pannenhilfe geben? Mein Wagen macht keinen Mux.“
Der ADAC bekommt also Starthilfe von FIAT und eine große Ladung frischen Saft dazu für die drei mitgeführten, völlig schlappen Batterien.
Mehr gibt es nicht zu sagen.

Außer vielleicht, dass ich mir bei IKEA dann doch noch einen wunderschönen Teppich ausgesucht habe – das l e t z t e Stück, dieser Art.
Genau die richtige Farbe und Größe.
Und dass ich den an der Kassa, nachdem ich ihn eine Stunde im Wagen mitgeführt und bereits Freundschaft mit ihm geschlossen hatte
wieder abgeben musste, weil es sich um ein -unverkäufliches
Ausstellungsstück- handelte. Die blöde Ziege an der Kasse war nicht weichzukriegen. Auf der Rückfahrt gab es dafür nur drei Unfälle und ich war an allen unbeteiligt.


-//-

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