Donnerstag, 5. Oktober 2006

Selbstdiagnose:

Frau Doktor, ich leide an fettigem Atem.

Wirklich weit reichende Kompetenzen:

Der Papst schafft mit Ende der Woche die Vorhölle ab.

Dienstag, 3. Oktober 2006

Verkehr und Drogen und wilde Musik!

Es begab sich also, dass mich die Zeit, das Vormerkbuch, die Lust oder die Laune wieder in ein öffentliches Verkehrsmittel spülte: In die Bahn.
In Österreich sagt man dazu Zug, aber offiziell nennen die sich Österreichische Bundesbahnen, kurz ÖBB.
Nun habe ich wo gelesen, es sei sowas von "uncool" - zu deutsch - nicht dufte - , sich über triviale und nebensächliche Dinge zu beklagen, wie beispielsweise öffentliche Verkehrssysteme, die aktuelle Regierung oder Steuern. Beklagen ist generell mau. Zu berichten sei gefälligst über die wirklich wichtigen Dinge: Sex and Drugs and Rock and Roll. Gut. Mach ich das.

3.) Rock-’n’-Roll : Es gibt keine Entfernungen. Schreibt Wolfgang Hermann in seinem Buch "Herr Faustini verreist". Unbedingt lesen! Am Besten während einer Bahnfahrt. Jeder Punkt ist von jedem aufgrund der Erdendrehung demnach gleich weit entfernt. Das ist interessant.
Ich fuhr also erster Klasse eine gleich-wie-weite Strecke an den von überall gleich weit entfernten Punkt, nennen wir ihn Reiseziel. Worauf Herr Hermann und andere naturgemäß und zu Recht erwidern würden: Aber der Weg ist doch das Ziel, Frau NBK, usw.
Ich fuhr neun Stunden lang. Erster Klasse, genau. Will man in den Genuss von Rock-’n’-Roll kommen, empfielt es sich unbedingt erster Klasse zu fahren. Nur dort befinden sich a) jene von Mutti und Vati leger betuchten Studenten mit weissem Knopf im längst lädierten und entsprechend stark beschallten Ohr. Und b) uniformierte ÖBB-Bedienstete - nach Dienstschluss, aber vor ihrem Laptop. Diese Gegenstände haben eine Tonqualität, das ist der Hammer! Sogar bei voller Lautstärke scheppert da nichts. Zucker, diese Äpfel! Zwar nimmt mein Trommelfell reissaus zu Onkel Tinitus, aber das war schließlich nicht das Thema.
Das Thema war Rock-’n’-Roll!

2.) Drugs: Permafrost, im Aggregatzustand „Zugluft“, olfaktorisch abwechslungsreich aus Schlitzen unter herkömmlich nicht zu öffnenden Fenstern, skalpellgleich, zügig einem ins Gesicht und folglich über die eher exponiert liegenden Nasenschleimhäute geblasen, das kann einem die Sinne enorm vernebeln. Genaugenommen muss ich ziemlich zugedröhnt gewesen sein.
Denn wie sonst konnten mir die im aufliegenden Prospekt, genannt „Zugebegleiter“, gepriesenen Bemühungen des zuvorkommenden zugbegleitenden Personals so konsequent entgangen sein.
An meiner Gesinnung lag’s diesmal nicht. Schwöre!
Zugegeben: „Gutes Personal ist schwer zu bekommen heutzutage!“, gehört nicht zu meinem Standardrepertoire, das bedeutet aber keineswegs, dass nicht was Wahres dran ist, an dem Satz. Da stand doch tatsächlich was von „Magazin- und Zeitungs- sowie Getränke-, ferner Speisenservice durch unser stets um Sie bemühtes Zugpersonal“ zu lesen in dem „Zugebegleiter“. Pfoa!, dachte ich mir, bist Du g’scheit, da bin ich aber gespannt. Und eines muss man denen lassen: Die ÖBB verstehen es, die Spannung bis zur Einfahrt in den Zielbahnhof aufrecht zu erhalten.
Aber wie gesagt: gut möglich, dass ich breit war.

1.) Sex: Jetzt kommts! Geständnisse sind immer ein bißchen peinlich, wie Sie wissen. Das allerallersexieste überhaupt ist mir ja mein Handy. Deswegen schleife ich es auch überall mit hin, wie Paris Hilton ihre Ratte namens Pinscher namens Tinkerbell. Es ist mir beständig nah, beständiger als das ein einzelnes menschliches Wesen je sein könnte, es ist stets an und nie aus, ganz im Gegensatz zu vielen Menschen und: Es hängt sehr an mir. Böse Zungen würden behaupten, umgekehrt wird ein Schuh draus. Aber, verdammt, reden wir hier von Schuhen?
Wir reden von Sex! Gänzlich hingerissen von dem Ding bin ich seit besagter Zugfahrt hin und retour. Da geschah folgendes: Auf beiden Strecken, hin und einige Tage später wieder retour, erlag das Triebfahrzeug am öden Land, ausserorts, mithin im Nirgendwo österreichischer Alpentalschaften, einem technischen Gebrechen. Genaugenommen ging ihm komplett der Saft aus. Rien ne va plus. Weder eine Funzel Licht brannte, noch knackte der Lautsprecher.
Eine Stunde lang totale Sonnenfinsternis. Ausser dem Gedröhne diverser
I-Pods in den Ohren diverser Studenten, herrschte absoluter Stillstand und auch ebensolche Stille! Hin und Retour!
Auf beiden Wegen ereignete sich dieser Zusammenbruch just zum selben Zeitpunkt, nämlich jeweils wenige Sekunden nachdem ich mein Handy an das Ladegerät und dieses in die 230V-Steckdose an meinem erstklassigen schwarzlederbezogenen Büro-Hengst-Stuhl gestöpselt hatte. Es lag auf der Hand. Diese Ereignisse und ihre Gleichzeitigkeit, da konnte nichts anderes als ein Zusammenhang bestehen. Es war mir unendlich peinlich. Vorerst. Nach nochmaligem Überdenken ging mir aber auf, welch sagenhafte Potenz da in meiner Hand strotzte! Der Generator, der es mit meinem Handy aufnehmen könnte, musste erst gebaut werden!

Weshalb der Schaffner das ihm von mir zum Zwecke der Wiederinbetriebnahme der Lok angebotene Handy derartig brüsk abgelehnte, kann ich Ihnen nicht sagen. An der aus dieser Ignoranz resultierenden Verspätung bin ich jedenfalls unschuldig.

Zug

http://de.wikipedia.org/wiki/Sex_and_Drugs_and_Rock_and_Roll

Dienstag, 26. September 2006

Zum Ernst der Dinge:

Nimm deinen Tod aber doch ernst. Ein Lachen auf dem Weg zu deiner Hinrichtung wird von den weniger fortgeschrittenen Lebensformen meist nicht verstanden, und man wird dich für verrückt halten.
[ Richard Bach ]

Freitag, 22. September 2006

SPEED KILLS

Manche Menschen sind unheimlich hurtig. In allem.
Geschwindigkeit ist für diese Leute eine Qualität an sich. Unabhängig davon, WAS geschieht, Hauptssache, es geschieht SCHNELL.

Sicher. Bei Mc D. muß es schnell gehen, da gehört der Speed zum Food, fasten seatbelts, hui, und ab durch die Speiseröhre! Der rasante Bauchansatz wird dabei zum Nebenschauplatz.

Flott! ist ebenfalls charmant im Internet, oder beim Datentransfer von Speichermedium A, wie interne Festplatte, auf Speichermedium B, wie externe Festplatte, also per Firewire. Kracht es, brechen dabei zumindest keine Knochen.

Schlangestehen mag auch keiner. Ausser den Briten. Die sollen ganz wild darauf sein und nennen das dann queueing, sprich kjuing. Klingt, als hätte es das Zeug zur Trendsportart. Die meisten Dinge, die zu schnell gehen, kann man nämlich getrost als unausgegoren bezeichnen. Fraglich, ob es viel Sinn hat, im Transrapid mit 400 km/h als Windstrich und auf potenziellem Kollisionskurs durch eine relativ vollgeräumte Gegend zu sausen. Oder was gut daran sein soll, schnell zu denken, wenn es langsam auch geht. Folgerichtig denken, zweimal, logisch, scharfsinnig: das leuchtet ein. Aber wer hat was von schnell?

Schon die vielbemühte Mutter Natur macht es uns eindrücklich vor: Elefantenkühe tragen 22 Monate. Wale 12 Monate. Menschen 9 Monate. Schimpansen 7 Monate. Ratten 22 Tage. Hamster 17 Tage. Und ein 2 Minuten Steak ist ziemlich blutig.

.

Mittwoch, 20. September 2006

Schokoladeneisnachmittage

Sein Onkel war klein und dick. Es gab verschiedene Arten von klein und dick. Die einen waren wie das Michelin-Männchen oder diese erbarmungswürdige Hunderasse, der man eine um drei Nummern zu große Haut angezüchtet hatte. Die anderen eben wie sein Onkel, kompakt und fest. Zwerge aus einem Märchen. Oben auf dem gedrungenen Körper saß ein ebenfalls zu klein geratener Kopf, kahl, nippelgleich. Und die ständig flitzenden wendigen Äuglein, schrumplig wie Rosinen. Fehlt nur noch die Zipfelmütze und du wärst perfekt, am Liebsten würde ich Dich in einen Stollen schicken, dort kannst du Gold für mich aus dem Dreck kratzen, dachte Bernd, während er die Stricke fester zog. Die Äuglein flitzten. Mehr konnte der dicke Onkel im Moment auch nicht tun. Der stets geschwätzige Mund, verklebt mit Paketband. Die weiche Stimme, fortwährend schmeichelnd, endlich verschluckt.

Bernd wusste um die zeitweilige Atemnot seines Onkels, besonders wenn er sich aufregte bekam er kaum genug Luft, war einfach zu dick. Er überging dessen krampfhaft sich blähenden Nüstern, um die bereits weiße Schatten tanzten, während alles andere an dem Köpflein dunkel anlief. Und die flitzenden Rosinenaugen.

Er war immer freundlich gewesen, der Onkel. Solange Bernd sich erinnern konnte. Besonders freundlich war er zu den Schulgefährtinnen, die Bernd hie und da nach Hause einlud, in Onkels Wohnung, um mit den Mädchen gemeinsam zu lernen. Das Mädchen kam vorbei, und wenn es schließlich wieder ging, war es ihm peinlich über Bernds freundlichen Onkel zu reden.

Bernd war ein guter Schüler. Vor allem in Rechnen und Physik. Die Mädchen interessierten sich nicht für Rechnen und Physik. Wenn schließlich die Zeit gegen Ende des Schuljahres knapp wurde, tanzten sie eine nach der anderen an bei ihm, süß und lächelnd.
Die Mädchen interessierten sich auch nicht für Bernd. Dieser Streber, mit seinem rosinenfarbenen Kraushaar auf dem Kopf, das sich in keine vernünftige Fasson bringen ließ und mit dem Silberblick hinter den dicken Gläsern. Bernd bekam keine zweite Chance. Er war nicht der Typ, dem man eine zweite Chance gab. Es war offenbar wie mit den Büchern: Eines, das man nicht zweimal lesen will, ist es nicht wert, einmal gelesen zu werden. Das machte ihn stinksauer.

Wenn eine von den süßen da saß, neben ihm am Schreibtisch, Ulrike, Michaela, Susi oder wie die alle hießen, eine von denen eben, hübsch und frisch, mit vor Eifer und Konzentration oder vor Anstrengung irgendwas aus dem Lehrstoff verstehen zu wollen rosigen Wangen, warf Bernd ihr verstohlen Seitenblicke zu. Sie bemerkte es immer. Er, ruckzuck puterrot, schaute weg, in ihr Heft oder in seines. Steckte den Kopf zwischen zwei Seiten, Seitenblicke, DIN A4, kleinkariert, mit Korrekturspalte. Gern hätte er seinen Blick korrigiert, den Schielblick zurückgepfiffen in sein schwitzendes, brodelndes Hirn, verdammt.

Nach einer Weile schlich der Onkel ins Zimmer, das machte er immer. Meist mit einer Nascherei oder Softeis für Bernd und das Mädchen und ohne erst anzuklopfen. Der Onkel begann ungeniert das Mädchen auszufragen: Ja, wen haben wir denn da, wie alt bist Du denn, aha, hmhm, und wie heißt Du, wo wohnst Du, aha, hmhm, ist der Stoff langweilig, ja, mein Bernd ist ein Kluger, der wird dir schon zeigen, wo es lang geht, gelt Bernd. Geplänkel. Bernd kannte das. Ärgerlich wurde es, wenn eine der Gören so ein dümmliches Röckchen trug, in mint oder pink, weshalb mussten die Ziegen ihre dürren nackten Beine fortwährend zur Schau stellen. Gern hätte Bernd eine Kleiderordnung für seinen Nachhilfeunterricht erlassen.

Lass dich anschauen Mädchen, schöne lange Muskeln hast du, solltest zu uns in die Garde kommen; schmeichelte sein Onkel dann; dort bin ich Trainer, du wärst genau im richtigen Alter, mit der richtigen Figur, so ab zwölf bis allerhöchstens fünfzehn kann man das machen, danach passt ihr nicht länger in die Kostüme, platzt aus allen Nähten, die werden euch zu eng, du weißt schon; und er lächelte dabei, gütig wie der Papst; vor allem oben rum, schön, da hast du noch ein bißchen Zeit, du bist eine Knospe, bald musst einen BH tragen; und so weiter.
An manchen Tagen wuchs der alte Wicht wahrlich über sich hinaus. Bernd fiel auf, dass die Mädchen bei solchen Gelegenheiten begannen, irgendwo hin zu starren, dort, wo gar nichts war, ins Leere, als wären sie gelangweilt und wüssten schon was kommt. Aber er spürte auch, wie sie sich wanden, sah, dass ihnen das Blut genau so unter die Haut kroch wie ihm, wenn er sich bei einem seiner heimlichen Seitenblicke ertappt fühlte.
Wie er sie dabei beobachtete, als wären sie Fliegen im Netz einer Spinne. Und wie er nicht nur den Onkel verachtete sondern auch sich und die Gören, doch die Situation mochte er. Irgendwie. Wie sie weiter an dem Eis lutschten und verlegen starrten, die Puten. Sie würden danach nicht sagen können, welche Sorte Eis es gewesen ist, alle Sorten schmeckten wie nasse Watte in dem Moment, das wusste er, ihm ging es nicht anders.

Irgendwann, jedes mal, wenn er dem Mädchen genug an die Schultern und Schenkel gefasst, es unter dem Vorwand, herausfinden zu wollen, ob es für seine lächerliche Garde geeignet wäre, gezwickt und begutachtet hatte, verzog sich sein Onkel wieder.

Bernd und das Mädchen lernten weiter, gaben vor, es wäre nichts gewesen, stumm. Wenn er angefressen genug war und um das entstandene unangenehme Schweigen mit einer noch unangenehmeren Frage zu verfestigen, erkundigte er sich, wie ihr das Schokoladeneis geschmeckt habe, oder ob sie Zitrone oder Himbeer lieber möge. Schließlich, nach einer angemessenen Zeit des Abwartens (Lauerns), des erstarrt und vernagelt Seins, ging das Mädchen.
Alle gingen sie. Jede. Wenn sie Glück und ausreichend gelernt hatten, schafften sie es ohne Nachprüfung ins nächste Jahr, wenn nicht, Pech. Jedenfalls kam keine ein zweites Mal zu ihm.

Bernd zog die Schnüre um seinen Onkel fester. Der sah aus, wie ein zum Kochen zugerichteter Schinken, ein Rollschinken. Bernd musste lachen. Ein Rollschinken und obendrauf Rosinen, die in einem prallen blauen Heidelbeermuffin stecken, dachte er. Sein Onkel ließ die Augen flitzen. Mehr konnte er im Moment auch nicht tun.

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D U ?

Du bist nicht angemeldet.

F I N D E N

 

P O S T

das glaub ich jetzt nicht;)
das glaub ich jetzt nicht;)
walhalladada - 12. Feb, 19:05
Wenn Sie wieder da sind,...
Wenn Sie wieder da sind, abonniere ich Sie wieder,...
walhalladada - 20. Jan, 17:40
Schweigen ist auch keine...
Schweigen ist auch keine Lösung! Maaah!
Tanzlehrer - 31. Aug, 22:35

B I L D E R W U T

F R E S S P A K E T



Michael Köhlmeier
Idylle mit ertrinkendem Hund


Jonathan Safran Foer
Everything is illuminated

O H R E N S A U S E N


Fredo Viola
The Turn



Adam & the Ants
Prince Charming


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David Martel
I Hardley Knew Me


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Off With Their Heads


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Zuletzt aktualisiert: 12. Feb, 19:05

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