402
hintenhinaus mit blick auf die geleise die nie genau sagen können, ob sie in diese richtung kommen und in jene gehen oder umgekehrt, das hängt nicht von den geleisen ab sondern vom zug der auf den strängen fährt, die immer doppelt sind mit querverbindenden schwellen, wie doppelhelix. aber in wahrheit auch nicht vom zug sondern vom fahrplan und das hat beinahe etwas metaphysisches, nicht wahr?
402 hat den charme eines zimmers mit blick auf den bahnhof.
bedeutet der bahnhof etwas in diesem metaphysischen baukasten?
und was die weichen, wenn?
sauber ist 402, nicht nur sauber sondern rein, denkt man beim betreten der schmutzabweisenden auslegeware in wahrhaftig gemustertem graublau das keinem was vormacht. aufs bett legt man sich in 402 weil was anderes geht nicht, auch nicht wenn man sitzen oder gehen will, außer man geht auf dem bett. das geht. aufs einfache bett legt man sich oder aufs zweifache, 402 hat ein zweifaches. allein, einzeln legt man sich oder zu zweit, zu dritt vielleicht die waghalsigen, deren seelenheil schon an exponierten stellen dem böwind ausgesetzt war, das also zausen gewöhnt ist und gerangel. daher der mut. anstelle des schranks ein verschlag bloß, in dem keiner sich bergen kann, alles ganz offen, so wie geheimnisse auch ganz offen am besten sich verschanzen.
muss sagen, dass kakerlaken eine ganz eigentümliche art haben sich zu vermehren. die männerkakerlake sticht mit den stachel, dem fortpflanzungsorgan, irgendwo ganz beliebig in den leib der frauenkakerlake, penetriert, perforiert durch den rücken oder die seite, ganz egal wo, durch die chitinhülle, einfach so. über die blutbahn der kakerlakenfrau geraten die injizierten spermatozoen an den richtigen ort, dort, wo die eier sich befinden.
nicht genug davon, die männerkakerlaken perforieren andere männchen, sich also gegenseitig, impfen samen in der begründeten hoffnung eigene spore gerät über dessen andere blutbahn an die rechte stelle und wenn jenes andere männchen sich schließlich paart, ein weibchen sticht, dann bingo. kuckucksei.
so entstehen die kleinen babykakerlaken.
402 ist belegt von zweien, schönes menschenpaar.
ein blatt, bitte nicht stören, do not disturb, klemmt am türknauf, abgeblättert aufgerieben, aussen.
im finstern erwacht ist die herde kakerlaken, längst schon ansässig in den sauberen ritzen zwischen bettstatt und auslegeware, von dem lärm der zwei warmen leiber unter der decke. brünftig ziehen die kakerlaken dem geräusch und dem duft hinterher über die kalten wände in die flutende wärme der laken, stechen dann zu, wahllos. wie gummi fast, und nachgiebig ist die hülle der blutwarmen wälzenden wesen, leichter zu durchbohren als die panzer ringsum.
das schöne paar wird sich beklagen, tags darauf, über die stiche, von flöhen oder wanzen gar, es brennt! der manager wird sich entschuldigen, wortreich, entschädigung anbieten, überprüfung geloben und sogar besserung, der traut sich was. untröstlich. eine entschädigung wird es nicht geben. allerdings
was später geboren wird, weiß er noch nicht.
-//-
402 hat den charme eines zimmers mit blick auf den bahnhof.
bedeutet der bahnhof etwas in diesem metaphysischen baukasten?
und was die weichen, wenn?
sauber ist 402, nicht nur sauber sondern rein, denkt man beim betreten der schmutzabweisenden auslegeware in wahrhaftig gemustertem graublau das keinem was vormacht. aufs bett legt man sich in 402 weil was anderes geht nicht, auch nicht wenn man sitzen oder gehen will, außer man geht auf dem bett. das geht. aufs einfache bett legt man sich oder aufs zweifache, 402 hat ein zweifaches. allein, einzeln legt man sich oder zu zweit, zu dritt vielleicht die waghalsigen, deren seelenheil schon an exponierten stellen dem böwind ausgesetzt war, das also zausen gewöhnt ist und gerangel. daher der mut. anstelle des schranks ein verschlag bloß, in dem keiner sich bergen kann, alles ganz offen, so wie geheimnisse auch ganz offen am besten sich verschanzen.
muss sagen, dass kakerlaken eine ganz eigentümliche art haben sich zu vermehren. die männerkakerlake sticht mit den stachel, dem fortpflanzungsorgan, irgendwo ganz beliebig in den leib der frauenkakerlake, penetriert, perforiert durch den rücken oder die seite, ganz egal wo, durch die chitinhülle, einfach so. über die blutbahn der kakerlakenfrau geraten die injizierten spermatozoen an den richtigen ort, dort, wo die eier sich befinden.
nicht genug davon, die männerkakerlaken perforieren andere männchen, sich also gegenseitig, impfen samen in der begründeten hoffnung eigene spore gerät über dessen andere blutbahn an die rechte stelle und wenn jenes andere männchen sich schließlich paart, ein weibchen sticht, dann bingo. kuckucksei.
so entstehen die kleinen babykakerlaken.
402 ist belegt von zweien, schönes menschenpaar.
ein blatt, bitte nicht stören, do not disturb, klemmt am türknauf, abgeblättert aufgerieben, aussen.
im finstern erwacht ist die herde kakerlaken, längst schon ansässig in den sauberen ritzen zwischen bettstatt und auslegeware, von dem lärm der zwei warmen leiber unter der decke. brünftig ziehen die kakerlaken dem geräusch und dem duft hinterher über die kalten wände in die flutende wärme der laken, stechen dann zu, wahllos. wie gummi fast, und nachgiebig ist die hülle der blutwarmen wälzenden wesen, leichter zu durchbohren als die panzer ringsum.
das schöne paar wird sich beklagen, tags darauf, über die stiche, von flöhen oder wanzen gar, es brennt! der manager wird sich entschuldigen, wortreich, entschädigung anbieten, überprüfung geloben und sogar besserung, der traut sich was. untröstlich. eine entschädigung wird es nicht geben. allerdings
was später geboren wird, weiß er noch nicht.
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Nachtbriefkasten - 25. Apr, 19:41
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