Apfeldiät

Viel schlimmer als das überall angeprangerte Passivrauchen ist doch das Passivessen, finde ich, und würde nicht darauf wetten wollen, dass es nicht genau so gesundheitsschädlich wie Tabakdunst ist, wenn grillhähnchenfettgeschwängerte Geruchsschwaden an meiner Nase vorbei durchs Büro wabern. Während man versucht, sich auf seine geistige Arbeit zu konzentrieren, denn dafür wird man schließlich bezahlt, ziehen fleischliche Odeurs aller Art an einem vorbei und verursachen ärgerliches Grollen in der Magengegend. Zum Beispiel Leberkäse. Kennen Sie Leberkäse? Nichts ist schlimmer als der Geruch halbausgekühlten Leberkäses, wenn man nicht gerade selbst dabei ist, etwas davon zu verdrücken, denn dann merkt man nicht, wie sehr dieses Pseudofleisch zum Himmel stinkt. Eine Pestilenz ist das, jawohl. Deswegen werde ich persönlich so etwas nur essen, kurz bevor ich am Verhungern bin und selbst dann nur an Orten, die dafür vorgesehen sind, also am Klo oder am Nordpol.

Der Grund, weshalb ich so schimpfe? Die untermietenden Bürokollegen, genau jene, die an anderer Stelle bereits mit Pavianen aus dem Affenhaus verglichen wurden
( Essen Paviane Leberkäse? ) verwandeln wieder einmal unsere geheiligten Hallen in eine geruchsoffensive Jausenstation. Und ich traue mich nichts dagegen einzuwenden, denn es gilt schließlich als politisch unkorrekt, jemandem das vorzuwerfen was er sich in der Mittagspause reinpfeift.

Ob Curry aus dem Tupper-Napf, Kebab mit extra Zwiebel, Hamburger Royal oder Leberkäse ist schließlich kulturell bedingt und man will keinen diskriminieren indem man sich hinstellt und verlangt, er oder sie möge doch bitte in Zukunft gefälligst geruchslose Astronautennahrung zu sich nehmen, wenn schon am Arbeitsplatz diniert werden muss.

Zugegeben, es liegt nicht ausschließlich an der politischen Korrektheit, die könnte man gegebenfalls bei enstsprechend großem Leidensdruck auch einmal über Bord werfen, aber es gibt da noch so eine Geschichte. Aus der Grundschulzeit. Dort wurde einst ein Mädchen von einem anderen Mädchen garstig verlacht, als nämlich jenes eine Mädchen anstatt des obligatorischen gepflegten Jausenbrotes bloß zwei einzelne, noch dazu stark nach Knoblauch riechende Trockenwürste dabei hatte und in der großen Pause auch noch herzhaft zubiss. Und zwar genau so lange, bis jenes andere Mädchen daher kam um sich lautstark und vor allen anderen aufzupudeln und über die rustikale Art der Nahrungsaufnahme lustig zu machen. Natürlich vor allen anderen, sonst bringt's ja nichts. Daraufhin fühlte sich das eine Mädchen derartig beleidigt und verletzt, dass es die Würste einfach in den Dreck fallen ließ und heulend zur Frau Lehrerin rannte um Trost zu suchen und auch zu finden. Das andere Mädchen hingegen wird noch heute von schweren Schuldgefühlen, ja Alpträumen, ob seiner damaligen Grausamkeit und Intoleranz gebeutelt.

Und trotzdem habe ich sie gründlich satt, diese zahlreicher werdenden enthemmten Mitmenschen, die in geschlossenenen Räumen erst ihre Converse abstreifen, während ihre Handys immer noch origineller klingeln, bevor sie dann beginnen am Telefon sämtliche Privatäten und Schuldenkontostände preiszugeben ohne es überhaupt mitzubekommen und im Anschluss daran stinkendes Zeug in sich hinein stopfen!

Aus lauter Gram darüber habe ich mich bis auf weiteres auf eine Apfeldiät gesetzt. Und das kann ja nun wirklich nicht gesund sein.

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404 - 16. Sep, 12:22

Jausenbrot

Du belegst (!) meine Arbeitshypothese, dass nämlich die meisten Menschen verrückt sind. Besonders die in Büros. Man fragt sich, wie sie bei dem Fraß und den dämlichen Handy-Gesprächen überhaupt zurecht kommen ...

Weshalb am Arbeitsplatz nun zu Mittag gegesessen werden muss, werde ich nie verstehen. Kürzlich hatte ich eine Diskussion darüber, als der Chef einer Firma diese Unsitte nach Jahren kurzerhand verbot. Es wäre fast zu Tumulten gekommen.

Nichts selbstverständlicher als dass man am Arbeitsplatz nicht isst. Wegen der Geruchsbelästigung ... und aus psychohygienischen Gründen!

Nachtbriefkasten - 16. Sep, 12:50

Belegte Pausennot!

Die verpflichtende Einrichtung von Jausenpausenräumen und Telefoniergummizellen wäre sinnvoll.

Übrigens, auch Bahnreisende neigen zu zeitweiser Verrücktheit. Menschen, die im wirklichen Leben die zurückhaltendsten und gleichzeitig zuvorkommendsten Personen sein können, veranstalten auf Zugfahrten, in geschlossenen Abteilen und mit der Fähigkeit zu beneidenswerter(?) Ingnoranz, mit einem Mal die ausuferndsten Picknicks. Eine Mitreisende werde ich nie vergessen. Vertieft in ihr Buch, nagte sie zunächst geraume Zeit an ihren Jausenbroten, pulte danach ausführlich sämtliche Speisereste aus den Zahnzwischenräumen, um nach erfolgter Mundreinung und als ich bereits hoffte, nun könne es aber nicht mehr schlimmer werden, zur Ohren-, Nasen- und Sonstnochwas-Säuberung zu schreiten. Das alles, ohne ihren Blick ein einziges Mal aus ihrem Buch auf die mittlerweile sehr blasse Reihe der übrigen Fahrgäste zu richten.
404 - 16. Sep, 12:59

Schweinezug

Da bleibt eigentlich nur fliegen. Da hat man niemanden vor sich. Nur den gähnenden Abgrund unter sich!
Nachtbriefkasten - 16. Sep, 13:07

Nur Fliegen sind schöner?

Einen Mitfliegenden werde ich nie vergessen, der mir das Reisehämatom meines Lebens verpasste, als er im Streit um die Armlehne gegen mich obsiegte, indem er das bißchen Haut auf meinem Unterarm hinterhältig einzwickte
und sich danach scheinheilig entschuldigte, ohne aber auch nur einen Millimeter abzurücken. Da das Verhältnis meiner zu seiner Körpermasse ungefähr 1:4 war, bestand für mich keine Chance ihn umzubringen.

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