Flugblaetter

Dienstag, 17. Oktober 2006

SUCHTLISTE (unvollst.):

Erste Sucht: Sauerstoff / alias Luft / vulgo Atmen. Erster Zug als Neugeborenes - seither bei einer Unterbrechung der Zufuhr von ca. 15 Sekunden bereits beginnende Entzugserscheinungen.

Zweite Sucht: Zuwendung. Wirkung von Zuwendung entspricht der von Dopamin. Entzugserscheinungen enorm und ansteigend, vergleichbar mit Heroinsucht. Bewirkt Neigung zur Beschaffungskriminalität wie z.B. terroristischem Brüllen, später differenziertere Methoden.

Dritte Sucht: Trinken. Angefixt kurz nach dem ersten Atemzug an Mutters Brust mit sog. Kolostrum. Die aufgenommenen flüssigen Substanzen diversifizieren sich über die Jahre. Abhängigkeit enorm und zunehmend.

Vierte Sucht: Schlaf. Abhängigkeit hoch. Bis zu 1/3 der Gesamtlebenszeit wird dafür aufgewendet. Entzug führt bereits nach spätestens 48h, meistens aber vorher, zu Wahnvorstellungen.

Fünfte Sucht: Wiederkehrende Aufnahme fester und halbfester Nahrunsmittel = Essen. Sucht manifestierte sich noch vor Durchbruch des ersten Milchzahns anhand Milupa Babybrei der Sorten Banane, Apfel/Zimt und Vanille.

Sechste Sucht: Weisses (leeres) Papier. Muss mittels geeignetem Werzeug unweiss (unleer) gemacht werden. Abhängigkeit hoch. Entzug führt zu unabwägbaren Zuständen.

Sechste Sucht, ex aequo: Geschriebenes. Abhängigkeitssymptome
a-typisch, ansteigend hinsichtlich Qualität, abnehmend hinsichtlich Quantität. Entzug führt zu zerebralem Jucken und Ausschlag, Überdosis zum Erblinden.

Siebte Sucht: Listen...

Freitag, 22. September 2006

SPEED KILLS

Manche Menschen sind unheimlich hurtig. In allem.
Geschwindigkeit ist für diese Leute eine Qualität an sich. Unabhängig davon, WAS geschieht, Hauptssache, es geschieht SCHNELL.

Sicher. Bei Mc D. muß es schnell gehen, da gehört der Speed zum Food, fasten seatbelts, hui, und ab durch die Speiseröhre! Der rasante Bauchansatz wird dabei zum Nebenschauplatz.

Flott! ist ebenfalls charmant im Internet, oder beim Datentransfer von Speichermedium A, wie interne Festplatte, auf Speichermedium B, wie externe Festplatte, also per Firewire. Kracht es, brechen dabei zumindest keine Knochen.

Schlangestehen mag auch keiner. Ausser den Briten. Die sollen ganz wild darauf sein und nennen das dann queueing, sprich kjuing. Klingt, als hätte es das Zeug zur Trendsportart. Die meisten Dinge, die zu schnell gehen, kann man nämlich getrost als unausgegoren bezeichnen. Fraglich, ob es viel Sinn hat, im Transrapid mit 400 km/h als Windstrich und auf potenziellem Kollisionskurs durch eine relativ vollgeräumte Gegend zu sausen. Oder was gut daran sein soll, schnell zu denken, wenn es langsam auch geht. Folgerichtig denken, zweimal, logisch, scharfsinnig: das leuchtet ein. Aber wer hat was von schnell?

Schon die vielbemühte Mutter Natur macht es uns eindrücklich vor: Elefantenkühe tragen 22 Monate. Wale 12 Monate. Menschen 9 Monate. Schimpansen 7 Monate. Ratten 22 Tage. Hamster 17 Tage. Und ein 2 Minuten Steak ist ziemlich blutig.

.

Dienstag, 27. Juni 2006

Scheitern...

beim Versuch zur Kaffeetasse durchzukommen.
Hommage an Caspar David Friedrich.

Wust

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Caspar_David_Friedrich_006.jpg

Montag, 26. Juni 2006

31 : 25

31 Grad hier und der von mir persönlich zugemüllte Arbeitstisch, was bedeutet: ich kann keinen anderen dafür verantwortlich machen.
Das untergräbt meine Moral.
Die mächtige Breitseite Fensterglas nach Norden hinaus, gibt wundervolles Licht, Kenner wissen das und pfeifen auf den Süden. Allein, die Scheiben sind beschichtet mit dem Staub der letzten Jahre.
Und keiner da, der den verwehen lässt.

25 Grad allein zu Haus und eine der Hirngeschwätzigkeit Einhalt gebietende Ordnung aus lauter Reinlichkeit und rechten Winkeln.
Der Platz, ein Punkt mit Rufezeichen.
Ein leergeräumter Esstisch, der nur ein Achtel dessen an Raum einnimmt, was der Arbeitsparkplatz hier für sich beansprucht, aber angesichts der Wüste, des Wusts dieser bombastischen 6 bis 8 qm wird klar, welcher Ort jetzt zu bevorzugen ist.
Eine Aussicht die ihren Augen nicht traut.

Heute nehm ich die Arbeit mit heim.

-//-

Dienstag, 22. November 2005

Im Forellenhimmel

Das Wasser schloss sich über ihr wie die Lippen eines Mundes, der sie einsaugen wollte. Das Klatschen der Wellen schien weit weg, woanders, zu sein.
Schwach hörbar nur. Sie, wie nasse Watte.

Barbara fand sich in einer tarnfarbenen halbdurchsichtigen Welt wieder. Flaschengrünes Kirchenfensterlicht.
Die Forellen, in dem düsteren Raum kaum auszumachen, zogen an ihr vorbei als könnten sie fliegen, in Zeitlupe, hielten vor ihrem Gesicht an, begutachteten sie und sagten zu ihr: Du. Nicht mehr. Nur: Du.
Dann flogen sie weiter.

Eine ganze Weile war Barbara nicht in der Lage auszumachen, wo ihr Oben und wo ihr Unten war. Erst recht nicht, das Oben oder Unten der sie umgebenden Fischwelt. Also beschloss sie solange durch das grüne wabernde Glas hindurch die Forellen zu betrachten und sich mit ihnen zu unterhalten.
Sie wunderte sich nicht über ihre Gelassenheit.
Mit der war es erst vorbei als sie feststellte, dass ihrem Blut langsam der Stoff ausging, den es nach allgemeiner Übereinkunft zu transportieren hatte. Kurz bevor ihr der Schädel zu platzen drohte, schoss sie nach oben an die Luft. Luft!

Am schlüpfrigen Beckenrand, der Url und die C. Sie bedachten sie mit spöttischem Grinsen und Kopfschütteln. Bald wären sie ihr schon hinterher gesprungen in den quadratischen anderthalb Meter tiefen Tümpel, in den Barbara sturzbetrunken gestolpert war. Die beiden trocken gebliebenen da draußen würden nie zugeben, dass sie sich bereits ein wenig gesorgt hatten. Wer ersäuft auch in solch einem Planschbecken.

Gemeinsam zogen sie Barbara aus dem schlickigen Bassin, in dem Rudolf, Barbaras Onkel, alljährlich seine Forellen mit Küchenabfällen von einem nahegelegenen Wirtshaus mästete und anschließend grausam zu Tode kommen ließ, indem er im Herbst, wenn die Tiere fett geworden waren, kurzerhand das Wasser abließ um dann zuzusehen, wie die Fische sich das Leben aus dem Leib zappelten. Dabei stand er in hüfthohen Gummistiefeln im Bodensatz des Teiches und auf seinem Gesicht glänzte Besitzerstolz, ob des silbrigen Gewimmels überall um ihn herum.

Mensch, was treibst denn so lange da im Wasser, fragte der Url, während sie zu dritt auf die Hütte zuwankten. Die wuchs wie ein merkwürdiger Betonpilz mitten aus dem Grundstück.

Barbara gab ihr Abschiedsfest, für die Leute, die sie die letzten fünf Jare durch die Zeit begleitet hatten. Morgen schon würde sie aufbrechen, viele hundert Kilometer weit weg, in ihr nagelneues Leben, ihren ersten richtigen Job.
Der Fleck hier war malerisch, ideal für ein ausgelassenes Fest dieser Art. Weit abgelegen vom nächsten Dorf, ein sacht abfallender Hang und mitten in der von Schafen abgegrasten Bilderbuchwiese die paar Bäume, Weiden und Ulmen, Fischteiche, Licht und Schatten, die kleine Hütte, Moos, Erde, Duft. Die Idylle hatte nur einen Makel. Onkel Rudolf. Der war zum Glück nicht da.

Hab mit den Forellen was besprochen, antwortete Barbara während sie, von einem Bein aufs andere schwankend, versuchte sich der nassen Kleider zu entledigen, die sie am Leib hatte, und diese, wieder so eine Idee von der C., zum Trocknen in das Backrohr des holzbefeuerten Sparherds in der Hütte stopfte. Bald war die Luft in dem Raum dampfig und weiß wie verdünnte Milch.

Barbara schlüpfte indessen in eine alte Arbeitslatzhose, die auch dem Hustinettenbär gehört haben könnte, und sah darin und mit ihrem zerrupften kurzen Haar, ohne es zu wollen oder zu bemerken, bezaubernd aus. Der Url merkte es, sagte aber nichts. Wie immer.

Nach und nach hatten auch ihre übrigen Gäste genug von den Stechmücken und der Sonne und waren in der dunstigen Stube eingetrudelt, wo man bereits Gulaschsuppe aus Dosen aufwärmte.

Die Forellen sagen, sie langweilen sich zu Tode, blubberte Barbara mit dem Mund voll Suppe und grinste in die versammelte Runde. Draußen begann es nach Hochsommerart, langsam, wie fließender Honig, zu dunkeln.

Irgendwann in der von Sternen getüpfelten Nacht hätte ein später Heimkehrer oder ein Schlafloser den Schattenriss von elf Gestalten beobachten können, jede mit Kübeln oder einem Waschschaff, im Gänsemarsch den Hang hinunterwackelnd, in Richtung des wenige hundert Meter entfernt vorbeieilenden Wildbachs und wieder hinauf. Hinunter, hinauf. Die Karawane zog die halbe Nacht hin und her zwischen Bach und Teichen. Aufgefädelt hinter einem Lichtstrahl, der sich wie ein einzelner Fühler durchs Finstere tastete.

Wenige Tage später, Barbara war längst ganz woanders, auch mit ihren Gedanken, berichtete man im bachabwärts gelegen Ort von einem ungewöhnlichen Fall: Zahlreiche Zuchtforellen, die in dem Gewässer sonst gar nicht zu finden wären, hatten sich verfangen, mausetot, im Rechen oberhalb des Wehrs, das dem kleinen Kraftwerk vorgelagert war.
In ihren aufgeschwemmten Bäuchen fand man nichts, außer Spiralnudeln.

-//-

Donnerstag, 1. September 2005

Hitzetod

Wer Tanger nicht kennt, möge sich eine Art wildes Gewürfel vorstellen,
als hätten die Blagen fünf Scrabble-Spiele zusammengeschmissen und wieder nicht aufgeräumt. Genauso zufällig scheinen die Gassen der Stadt sich zu bilden wie sinnlose Worte. Oder die Häuser sich zu stapeln.
Dennoch steckt Ordnung dahinter, die der Fremde nur nicht gleich erkennen kann. Sonst würde es ihn nicht geben, den Grand Socco, den großen Markt,
und seinen kleinen Bruder, zumindest dem Namen nach: Petit Socco.

So sicher bist du dir auch nicht, von dem abgesehen dass du dir sowieso
nicht so sicher bist da. So sicher bist du dir nicht, angesichts der Menschenmengen die sich durch Gassen und über Plätze drängen in
vornehmlich weiten, blass gestreiften Gewändern, die auf den Fremden dieselbe Wirkung haben, wie die Muster einer Herde stiebender Zebras auf den verdutzten Löwen, der Jagd machen wollte.
Ein bisschen Getreidegasse in Salzburg. Nur anders.
Alles geht zu Fuß. Es fällt nicht auf, dass man hier zu arm ist für KFZ,
die Gassen würden ihnen ohnehin keinen Platz einräumen.
Als Fremder willst du das Exotische einsaugen und platzierst dich
am Rande des Wahnsinns nachdem du den dreiundzwanzigsten
Teppichverkäufer brüskiert hast. An einem der winzigen Tische am
Petit Socco orderst du Tee. Schlecht getarnt, weil was anderes gar nicht möglich ist, wirst du taxiert von Kind und Kegel. Und auch was du am Leibe hast.
Das macht mulmig. Der Tee stimmt dich sanft.
Es tobt das Leben. Und tanzt eng mit dem Tod.
Denn da kommt einer aus der Gasse gerade auf den Zigarettenverkäufer zu,
der seine wertvolle Ware noch Stück für Stück anbietet.
Der Fällt um, der andere über ihn her,
so schnell, wie Fast Forward.
Der Zigarettenverkäufer liegt rascher im eigenen Blut als du -Gott- sagen kannst.
Der Platz ist schneller leergefegt als die Polizei erlaubt. Die jetzt kommt.
Zu zweit auf einem Moped. Wo sind alle hin?
Niemand mehr da ausser den paar Fremden (wie eingefroren, stand by).
Und dem Sterbenden. Der zuckt noch.
Die Zigaretten sind weg. Ein paar Kellner werden was gefragt.
Der Sterbende zuckt noch.
Ein Krankenwagen wird per Funk gerufen. Er braucht lange, weil er sich den einzigen Weg erst suchen muss, der breit genug ist für seine Mission.

Der Tote wird auf die schmale Bahre gehoben.
Man bedeckt nicht sein Gesicht. Man tut alles sehr routiniert.
Der Krankenwagen fährt weiter und die Polizei auch.
Es gibt hier nichts mehr zu tun.
Das Leben geht weiter. Es gibt hier nichts mehr zu sehn.
Ein Gehilfe aus dem Teehaus kommt mit Eimer und Fetzen.
Er wischt das Rote vom Pflaster.

Dienstag, 23. August 2005

Holzweg

Wenn er so an ihr vorbeigeht mit seiner neuen Barbie
denkt sie bei sich, dass Pinocchio vielleicht sein Großvater sein könnte
und lacht insgeheim, weil das wirklich ein gehässiger Gedanke ist.

Wenn sie sich umarmen, Ken und seine neue Barbie, dann ist es
als hätten zwei Astgabeln sich zufällig ineinander verhakt
als sie sich ohne Hunger zu Tisch begaben.
Und so, als würden sie jetzt das beste aus dieser unangenehmen
Situation machen. Immerhin.
Man soll den Ast in den man sich, wer weiss wie, verfangen hat,
erst absägen wenn man wegfliegen kann. Nicht wahr?

Wenn er so an ihr vorbeigeht und sie nicht sieht,
weil seine neue Barbie alle Blicke auf sich zieht,
dann denkt sie oft an Holz.
Hölzerne Arme, hölzerne Hände, lächeln wie geschnitzt.

On the road again

Der Wagen ist zwanzig Jahre alt, rostig mit Resten von Gold.
Auch sie ist zwanzig Jahre alt und goldig.
Sie fahren zu zweit in seinem alten Wagen durch Andalusien, wie der Wind.
Die Musik untermalt lautstark das vorbeifliegende Land und sie glaubt sich
in einem Roadmovie. Sie trinkt Bier aus der Dose um sich erwachsen zu fühlen und zuckriges Cola um den Biergeschmack loszuwerden.
Sie stemmt ihre nackten Füße gegen das Armaturenbrett, lässt sich vom Fahrtwind das Haar föhnen, begutachtet ihre sonnenbraunen Beine und ihn, wie er fährt.
Sie trinkt noch ein Bier.
Dann muss sie aufs Klo.
Und er will nicht anhalten.
Nicht an der nächsten Tankstelle und auch an der darauf folgenden nicht.
Zorn kocht ihr hoch, ihre Blase macht Druck und das Roadmovie hat Filmriss.
Der Bastard weigert sich anzuhalten und grinst sich stattdessen einen Wolf.
Was denkt der sich, wenn er überhaupt denkt, denkt sie sich.
Psycho statt Roadmovie, oder wie?
Schließlich tut sie das unerhörte. Lässt einfach laufen.
Und pisst in seinen geliebten Autositz.

„Das hat sich gelohnt“ sagt sie sich feixend, als sie wenig später
am Straßenrand steht und den Daumen in die Luft streckt.

D U ?

Du bist nicht angemeldet.

F I N D E N

 

P O S T

das glaub ich jetzt nicht;)
das glaub ich jetzt nicht;)
walhalladada - 12. Feb, 19:05
Wenn Sie wieder da sind,...
Wenn Sie wieder da sind, abonniere ich Sie wieder,...
walhalladada - 20. Jan, 17:40
Schweigen ist auch keine...
Schweigen ist auch keine Lösung! Maaah!
Tanzlehrer - 31. Aug, 22:35

B I L D E R W U T

F R E S S P A K E T



Michael Köhlmeier
Idylle mit ertrinkendem Hund


Jonathan Safran Foer
Everything is illuminated

O H R E N S A U S E N


Fredo Viola
The Turn



Adam & the Ants
Prince Charming


Arcade Fire
Funeral


David Martel
I Hardley Knew Me


Kaiser Chiefs
Off With Their Heads


The Ting Tings
We Started Nothing

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Zuletzt aktualisiert: 12. Feb, 19:05

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